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Die Belichtung regelt in erster Linie das Maß der Schattenwiedergabe. (Interessanterweise ist das quasi gegenläufig zur Digitalfotografie, siehe "Clipping" etc.) Die Filmentwicklung dagegen steuert primär die Kontrastwiedergabe. Durch unterschiedliche Intensität der Entwicklung kann man diese beeinflussen.
Wenn wir den Film belichten, erzeugen wir auf ihm ein latentes Bild. Durch die Entwicklung werden dann die Stellen des Films, die viel Licht erhielten, schwarz (lichtundurchlässig), dagegen die Bereiche, die wenig oder kein Licht erhielten, weiß (besser: klar). Dunkles wird weiß, Helles wird schwarz: Wir haben ein Negativ. Die Intensität der Entwicklung hat dabei einen starken Einfluss auf die Stärke der Schwärzung, während wir die klaren Bereiche so fast nicht beeinflussen können.
Wenn wir zum Beispiel eine weißes und ein schwarzes Feld eines Schachbrettes fotografieren, haben wir zwei Bereiche auf dem Film, die unterschiedlich viel Licht erhielten. Da das schwarze Feld des Schachbrettes nicht das gesamte Licht absorbiert (was ein idealer schwarzer Körper täte), erhielt der Film auch im Bereich des Abbildes des schwarzen Feldes Licht. Im Laufe der Entwicklung nimmt die Schwärzung (Dichte) in diesen beiden Bereichen zu.
Zu Beginn der Entwicklung sind beide etwa gleich und nehmen parallel an Dichte zu. Doch im Laufe des Entwicklungsprozesses wird der Bereich des Filmes, der wenig Licht erhielt (die "Schatten"), in seiner Dichtezunahme immer langsamer und bleibt schließlich stehen. Die Schatten würden auch bei einer deutlichen Verlängerung der Entwicklungszeit nicht mehr dichter, während die "Lichter" weiterlaufen.
Die Schatten werden also von der Entwicklung nicht so stark beeinflusst. Diese Trennung der Dichten zwischen Lichtern und Schatten ist ja auch eigentlich Sinn der Sache; denn nur wenn eine Trennung in der Dichte (Opazität) der Lichter und Schatten eintritt, werden diese im Positiv auch unterschiedlich hell (oder dunkel) wiedergegeben. Man kann das Ganze in einem Diagramm darstellen.
Auf der senkrechten Achse trägt man die Dichte auf, auf der waagerechten die unterschiedliche Belichtung. Je weiter rechts eine Eintrag erfolgt, desto stärker war die Belichtung, und je dichter nun eine Stelle wird, desto höher wird ihr Balken.
Nach einer gewissen Entwicklungszeit (z.B. 6 min.) jedoch müßte das Diagramm dann so aussehen:
Ein animiertes Diagramm kann dieses unterschiedliche Schwärzungsverhalten ganz gut darstellen. Wenn wir nun die Balken für mehrere Belichtungen auftragen und die Balken miteinander verbinden, erhalten wir eine Schwärzungskurve.
Die Steilheit dieser Kurve ist abhängig von der Intensität der Entwicklung. (Ich gehe hier von einer Belichtung aus, die das Kontrastspektrum des Films und des Laborprozesses "überfordert", damit wir an beiden Enden der Skala die Extreme sehen. Bei einer kontrastärmeren Belichtung würde ein Teil der Kurvenbereiche fehlen). Jeder Film hat seine individuelle Kurve, die aber durch die Entwicklung beeinflusst wird. Anmerkung
Die Dauer der Entwicklung beeinflusst dabei, wie steil die Kurve wird. Je intensiver die Entwicklung, desto steiler wird die Kurve, desto größer ist also der Unterschied der Opazität (Dichte) zwischen verschiedenen Belichtungen, also der Kontrast des Negativs. Anmerkung
Außerdem ist hier die Kurve so flach, dass die entsprechenden Bildteile (also die Schatten) sehr flau (kontrastarm) wiedergegeben würden. Auch im oberen Bereich verflacht sich die Kurve, so dass dort keine proportionale Zunahme der Dichte mehr erfolgt. (Diese Bereiche wären ebenfalls sehr flau). Unterschiedliche Kontraste würden also auch hier verfälscht wiedergegeben.
Einige Materialien haben sogar die Eigenschaft, dass übermäßige Belichtung zu einer Reduktion der Opazität führt; also würden sehr helle Objekte ab einem bestimmten Punkt wieder dunkler wiedergegeben. Man nennet den Effekt eine "Solaristaion"
Das Fotopapier ist außerdem nur in der Lage, bestimmte Dichteunterschiede im Negativ in Grautöne umzusetzen. Wenn die Dichten zu unterschiedlich werden, werden die Bereiche am jeweiligen Ende der Skala nur als Schwarz oder Weiß dargestellt, obwohl man auf dem Negativ noch Zeichnung erkennen konnte. Sehen wir uns das auf unserem Diagram einmal an:
Die Dichtebereiche, die in diesem Bild rot markiert sind, werden im Positiv ohne Zeichnung rein weiß oder rein schwarz wiedergegeben. Wie eng der "nützliche" Opazitätsbereich ist, ist von der Papiergradation (bei Multigradepapieren also von der Filterung) abhängig.
Das Ziel des Zusammenwirkens aller Prozesse von der Belichtung bis zum Positiv ist es, einen bildwichtigen Ausschnitt des bei der Aufnahme vorhandenen Kontrastspektrums (das ist oft für die Fähigkeiten von Film und Papier zu groß) "auf das Papier zu bringen".
Auf den unteren Teil der Kurve (in den Schatten) haben wir durch unterschiedliche Negativentwicklung nur wenig Einfluss. Hier macht sich in erster Linie die Belichtung bemerkbar. Die Schatten werden also stärker von der Belichtung beeinflusst, wobei stärkere Belichtung die Durchzeichnung der Schatten verbessert. Leider rutschen dadurch aber auch die Lichter in nicht mehr nutzbare Dichteregionen. Es gilt hier, das richtige Maß zu finden, um die Grundlagen für eine "positive" Ausarbeitung zu legen.)
Den Anstieg der Kurve und damit den Kontrast können wir teilweise durch die Filmentwicklung steuern. Intensivere Entwicklung bringt einen höheren Kontrast, reduzierte Entwicklung dagegen sorgt für weichere Negative. (Natürlich trägt die typbedingte Kontrasttendenz des Films ihr Scherflein zum Ergebnis bei.) Wie man mit angepasster Belichtung und Entwicklung die Kurve tanzen lassen kann, sehen wir auf der nächsten Seite.
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