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Das Zonensystem

Schlußbemerkung

Kurzfassung:

Nicht zu viel testen, es soll kein Selbstzweck sein. Aber lernen Sie in Zonen zu denken und zu rechnen, es macht vieles einfacher. Über angepasste Belichtung und Entwicklung können Sie den Film an Ihre Bedürfnisse anpassen.

Ausführlich:

Fotografieren!

Das Testen kann zur Manie ausarten. Ich habe einige Kursteilnehmer gehabt, die vor lauter Tests vergessen haben, wozu sie das eigentlich machen. Es kann zwar sicherlich ganz interessant sein, einen Film auf alle möglichen Bedürfnisse hin einzustellen, aber es sollte kein Selbstzweck werden.

Allerdings ist eine praktische Auseinandersetzung mit dem Stoff der vorhergehenden Seiten eine sehr gute Schule für alle Bereiche der Fotografie.
Vor allem ist das Verständnis für die Wiedergabe der einzelnen Zonen sehr hilfreich für die tägliche Fotografie.

Ein Beispiel


Sie wollen eine gezielte Doppelbelichtung einer Person vor einem dunklen Hintergrund machen.

Wenn Sie Ihren Film richtig eingestellt haben, wird der Hautton in Zone VI wiedergegeben. Für den Hintergrund nehmen wir eine Helligkeit der Zone II an. Was passiert nun in unterschiedlichen Bereichen des Bildes, wenn wir beide Belichtungen normal (also ohne Änderung der Filmempfindlichkeit) vornehmen?

Nun, die Bereiche, in denen sich zwei Hautpartien auf dem Film überlappen, werden doppelt so hell wie Zone VI. Sie entsprechen also einer Belichtung von Zone VII. (Und sind somit noch lange nicht weiß auf dem Papier, wie viele irrtümlich annehmen.)

Hautbereiche der ersten Belichtung, die in der zweiten Belichtung vom dunklen Hintergrund überdeckt werden, verändern sich nur wenig. Wenn der Hintergrund Zone II entspricht, hat er nur 1/32 der Helligkeit von Zone VI, überlagernde Bereiche werden also so hell wie Zone VI 1/32.
Der Unterschied ist überhaupt nicht sichtbar, die Hintergrundbereiche sind also an diesen Stellen nicht bildwirksam.

Wo sich zwei Belichtungen des Hintergrunds auf dem Negativ treffen, addieren sich ihre Werte. Sie werden doppelt so hell, also in Zone III wiedergegeben. Dadurch haben sie aber immer noch einen guten Helligkeitsabstand zu den Hautbereichen.

Noch ein Beispiel

Im Kapitel "Zubehör" unter "Blitzen" habe ich das Beispiel der Hochzeitstafel angeführt. Wenn Sie mit den Zonen vertraut sind, können Sie auch hier das Ergebnis im Voraus sehen und die Auswirkungen einschätzen.

Die Situation war wie folgt beschrieben:
Sie wollen eine Hochzeitsfeier fotografieren, und die Gäste sitzen an einer 8 m langen Tafel. Ganz nah an Ihrer Kamera (besser: Ihrem Blitz) sitzt Tante Erna. (Abstand 1 m). In 4 m Entfernung sitzt das Brautpaar, und am anderen Ende der Tafel , 8 m weit weg, ist Onkel Kurt.
Falls Sie in einer solchen Situation mit dem Blitz als einziger Lichtquelle fotografieren, wird, aufgrund des unterschiedlichen Licht- "Verlustes" durch die unterschiedlichen Entfernungen der "Objekte" zum Blitz, Tante Erna 4 Blenden (entspricht 4 Zonen) heller als das Brautpaar und 6 Blenden (Zonen) heller als Onkel Kurt.

Wenn Sie nun die Belichtung auf Tante Erna abstimmen, wird ihre Haut in Zone VI korrekt wiedergegeben. Aber das Brautpaar rutscht dann 4 Zonen tiefer und Onkel Kurt sogar 6. Das bedeutet, das Brautpaar hat eine sehr dunkle Haut (Zone VI minus 4 Zonen entspricht Zone II).

Wenn Sie sich einmal die Vergrößerungen der Testreihen ansehen, werden Sie feststellen, wie dunkel das Brautpaar würde, ganz abgesehen vom armen Onkel Kurt, der, da er 6 Zonen dunkler würde, nur noch als personifiziertes Schwarz (Zone 0) auf dem Bild zu sehen (oder besser nicht zu sehen) sein wird.

Wenn Sie das Brautpaar richtig belichten, wird Tante Erna leider reinweiß (Zone VI + 4 Zonen wird zu Zone X), aber Onkel Kurt kommt, wenn auch etwas dunkel (Zone VI minus 2 Zonen wird Zone IV), mit ins Bild. Das Zonensystem kann Ihnen also helfen, die Auswirkung solcher Probleme im Vorhinein einzuschätzen. (Wie sie dieses Problem lösen können, können Sie in dem entsprechenden Kapitel noch einmal nachlesen.)

Zusatznutzen der Testreihenvergrößerungen

Wenn Sie kleine Stücke der Graukartenbereiche aus Ihren Testvergrößerungen ausschneiden und auf eine Pappe kleben, können Sie mit dieser Zonenkarte bereits bei der Belichtung absehen, wie einzelne Bereiche Ihres Bildes wiedergegeben werden.

Weitere Anpassungen

Falls Sie im Voraus wissen, das Sie Ihre Aufnahmen in einer sehr kontrastreichen Situation machen müssen, können Sie Ihren Film im Vorfeld daran anpassen. Er muss dann halt mehr Schattenzeichnung aufweisen, Sie müssen also die Filmempfindlichkeit herabsetzen.

Dadurch würde allerdings die Zone V auch heller werden, also müssen Sie die Filmentwicklungszeit reduzieren. Falls Ihre Lichter dann noch zu viel Kontrast haben, müssen Sie eben zusätzlich die Konzentration des Entwicklers verringern und die Zeit entsprechend ändern. Auch eine Anpassung an Situationen mit wenig Kontrast ist so möglich. Sie arbeiten dann mit höherer Filmentwicklung und verlängerter Entwicklungszeit (und evtl. mit stärker konzentriertem Entwickler).

Das Ergebnis wird weniger Lichter- und Schattenzeichnung haben, aber die Zone V wird neutralgrau bleiben, während die Lichterbereiche sich dem Weiß nähern. Das ist im übrigen genau das Ergebnis, das Sie erhalten, wenn sie einen Film "Pushen" (also, um eine Unterbelichtung auszugleichen, verlängert entwickeln.)

Die restliche Duka testen

Wenn Sie ihre Testreihe auch auf weichem und hartem Papier (also bei Multigrade mit geänderter Filtereinstellung) ausarbeiten (Sie müssen aber immer die Vergrößerungsbelichtungszeit für die Testreihe neu bestimmen), können Sie sehr schön die Auswirkungen der Änderungen beobachten.

Kleben Sie die Vergrößerungen einer Testreihe mit Klebeband aneinander und bauen Sie so ein Leporello der möglichen Graustufen.
Dann können Sie drei (oder mehr) Leporellos für die drei (oder mehr) Gradationen neben einander legen und die Veränderungen vergleichen. Durch die Kombination von Gradationsänderung des Papiers und angepasster Filmbelichtung und Entwicklung sind sie in der Lage, auch für Spezialaufgaben eine Lösung (im Rahmen der Möglichkeiten des Films und des Papiers) zu finden.

Im Allgemeinen aber sollte der von mir vorgeschlagene Kontrastumfang von Zone 0 (Schwarz) bis Zone X (Weiß) für Schönwetteraufnahmen und geblitzte Fotos reichen.

Fehlgeschlagene Testreihen.

Auch wenn Sie alles richtig machen, kann es sein, dass sich ein Film nicht vernünftig steuern lässt. Ich war zum Beispiel vom TriX "verwöhnt" und deshalb von den TMax-Filmen recht enttäuscht, was ihre Steuerbarkeit angeht. (Die Delta-Filme von Ilford hingegen reagieren relativ stark.)

Sollten Sie auf einen Film treffen, der nicht "richtig" reagiert, können Sie es mit einem anderen Entwickler probieren, oder Sie experimentieren direkt mit einem anderen Film. Manche Kombinationen funktionieren leider nicht vernünftig.

Zu wenig ASA?


Sein Sie nicht zu sehr enttäuscht, wenn Ihr Film durch das Testergebnis scheinbar an Empfindlichkeit verliert. Viele Filme werden von den Herstellern mit zu hoher Empfindlichkeit angegeben.

Jetzt wissen Sie wenigstens, was er wirklich leisten kann. Und zwar bezogen auf Ihren Belichtungsmesser, der ja durchaus unerkannt von der offiziellen "Eichung" abweichen kann. Das Ergebnis dieses Tests können also auch keine offiziellen ASA- oder ISO-Werte sein, sondern nur solche, die auf Ihren Belichtungsmesser und Ihre Verarbeitung bezogen sind. (Vielleicht sollten wir von IBEs sprechen, von Indviduellen Belichtungs Einheiten. ;-) )
Es ist zwar schade, von 400 "ASA" auf 200 "ASA" zurückdrehen zu müssen, aber dafür stimmen die 200 ASA dann eben auch in Ihrer Duka, und der Kontrastumfang ist für Ihre Zwecke gut.

Zusammenfassung


Wenn Sie das in diesem Kapitel beschriebene Verfahren einmal durchführen, sind Sie nicht mehr ahnungslos den immer wieder grassierenden Geheimrezepten ausgeliefert (à la: "TriX in D76, aber die Dose nicht kippen, sondern rollen, dann bekommt er den richtigen Kontrast"). Sie können im Rahmen der Möglichkeiten mit dem Film spielen, um sich entweder die Vergrößerungsarbeit zu erleichtern (bei guten Ergebnissen) oder um exzellente Ergebnisse zu erzielen. Sie können den Film an beiden Enden der Kurve um die Zone V tanzen lassen. (Ist ein schönes Gefühl, wenn man das mal gemacht hat.) Und Sie haben es, wenn Sie die Terminologie begriffen haben, relativ einfach, in Helligkeiten, Belichtungen und Graustufen zu rechnen.

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