Aufhellblitzen Es ist hell, die Sonne scheint, und Sie sollen trotzdem den Blitz benutzen? Warum denn das? Nun, die typische Situation für das Aufhellblitzen ist eine Personenaufnahme im Gegenlicht. Sie befinden sich am Meer und wollen jemanden fotografieren. Außer der Person sehen Sie nur noch den hellen Himmel (evtl. mit der Sonne) in ihrem Sucher . Dadurch liegt das Gesicht der Person, von der Sonne abgewandt, im eigenen Schatten. Durch eine genaue Messung würden Sie feststellen, dass die benötigten Belichtungswerte um drei oder mehr Blendenstufen (bei gleicher Zeit) voneinander abweichen. Sie könnten jetzt die Belichtung auf den hellen Himmel abstimmen, dieser würde dann schön blau in Ihrem Bild wiedergegeben. Leider wäre dann das Gesicht Ihres Motivs zu dunkel oder gar fast schwarz. Sollten Sie die Belichtung aber auf das Gesicht abstimmen, wird der Hintergrund zu hell, der Himmel wird weiß, er clippt womöglich. Außerdem können an den Rändern des Gesichts Überstrahlungen auftreten. Besonders die feinen Strukturen der Haare wären davon bedroht. Da Sie keine Möglichkeit haben, eine Belichtung zu finden, in der beide Motive richtig wiedergegeben werden (das heißt hier: unserer Wahrnehmung entsprechend einigermaßen ausgeglichen), müssen Sie die Beleuchtung ändern. Sie könnten die Person so stellen, dass die Sonne in ihr Gesicht scheint. Doch die meisten Menschen kneifen dann die Augen zusammen und bekommen einen arg verspannten Gesichtsausdruck. Eine andere Möglichkeit bietet der Blitz. Er wirkt sich, wie man mit der Leitzahlrechnung feststellen kann, nur im Vordergrund des Bildes aus. Mit ihm können Sie also das Gesicht ihres "Opfers" aufhellen, ohne den Hintergrund zu beeinflussen. Sie müssen dazu die Belichtung auf den Hintergrund einstellen. Vorsicht: Je nach Größe des Hauptmotivs (Person) zum Hintergrund (Himmel) kann der Belichtungsmesser irritiert werden. Dann würde der Himmel unnatürlich dunkel in einer Helligkeit wiedergegeben, die der einer Graukarte entspricht. Ich löse dieses Problem oft so, dass ich mich einfach umdrehe und eine Belichtungsmessung auf ein von der Sonne angestrahltes Objekt mache. Mit dem so ermittelten Wert belichte ich dann mein eigentliches Bild. Dadurch wird der Himmel etwas heller und damit natürlicher wiedergegeben als wenn ich ihn direkt angemessen hätte. Probieren Sie das ruhig einmal aus.
Alternative Styropor Eine Alternative zum Aufhellblitzen (das den Nachteil des "harten" Blitzlichts hat) stellt eine Aufhellung des Motivs mit Reflektoren dar. Dazu können Sie z. B. weiße Styroporplatten aus dem Baumarkt verwenden. Oder Sie nehmen weiße Pappe oder Ähnliches. Das Ausrichten dieser Aufheller erfordert ein aufmerksames Beobachten der Veränderungen des Lichts auf Ihrem Motiv, es ist eine sehr gute Schulung für den Umgang mit Licht. Auch hier können Sie natürlich für besondere Effekte Farben einsetzen.
Kurze Synchronzeit ersetzt teure Blitzgeräte Eines der Probleme beim Aufhellblitzen bei Tageslicht ist die benötigte hohe Leistung der Blitzgeräte. Wenn Sie für eine normale Außenaufnahme bei Sonnenschein mit einer Kameraeinstellung von ISO 100 (oder einem entsprechenden Film) eine Zeit von 1/ 60 und Blende 16 brauchen, benötigen Sie einen Blitz, der Ihr Vordergrundmotiv mit genügend Licht für ca. Blende 11 versorgt. Sollte Ihr Motiv 2 m entfernt sein, brauchen Sie nach der Leitzahlrechnung einen Blitz mit mindestens Leitzahl 22 (2 m x Blende 11). Da die Leitzahlen bei Blitzen von den Herstellern oft arg optimistisch errechnet werden, würde ich eher Leitzahl 32 vorschlagen. Doch auch ein Blitz mit Leitzahl 32 hat bei einer solchen Belichtung gleich fast sein gesamtes Pulver verschossen. Er muss dann erst mal für einige Sekunden nachladen (Mit NC-Akkus kann man nicht nur Geld sparen, sondern auch diese Zeit etwas verkürzen). Also benötigen Sie eigentlich einen Blitz mit Leitzahl 40 oder mehr, um für solche Situationen gerüstet zu sein. Als Alternative empfiehlt sich eine Kamera mit kurzer Synchronzeit. "Meine" Akkus und "mein" Ladegerät: (Bei Bestellung über diese Links erhalte ich Prozente von Amazon) Wenn Ihre Synchronzeit 1/250 ist, können Sie mit dieser Zeit die Aufnahmen machen. Durch die nötige Korrektur der Belichtung des Umgebungslichtes wird die Blende von 16 auf 8 geöffnet. Nun reicht für die Belichtung Ihres Vordergrundmotivs ein Blitz mit LZ 13 [benötigte Leistung für Blende 5.6 (Blende 8 um eins geöffnet) mal 2 m]. Auch ein Blitz mit Leitzahl 32 schafft zwei oder mehr solcher Aufnahmen direkt hintereinander. Anmerkung
Es gibt immer mehr Kameras, die trotz Schlitzverschluss sehr kurze Synchronzeiten erlauben. Doch Vorsicht, diese Zeiten sind keine "echten" Synchronzeiten. Sie funktionieren meist nur mit speziellen Blitzgeräten.
Der Verschluss ist dann während des Blitzens nicht die ganze Zeit offen, es wandert weiterhin der bereits bekannte Schlitz über den Bildbereich. Damit trotzdem geblitzt werden kann, wird der Blitz in dieser Zeit wie ein Stroboskop mehrfach gezündet, er wird quasi zur Dauerlichtquelle.
Natürlich kann das Gerät nicht für jeden dieser Stroboskopblitze die volle Leistung bereitstellen, es müsste ja zwischendurch nachgeladen werden. Dadurch reduziert sich die Leitzahl bei diesem speziellen Weg der Blitzsynchronisation allerdings drastisch.
"Verfremdung" durch Filterfolien Blitzgeräte werden von ihrer Lichtstimmung her auf normales Tageslicht geregelt. Wenn Sie nun nicht zur Mittagszeit fotografieren, sondern zum Beispiel später am Nachmittag, wirkt dieses Blitzlicht im Verhältnis zum dann "warmen" Tageslicht ein wenig kalt (blau). Durch den Einsatz von preiswerten (sie sollen ja nicht vor das Objektiv) Filterfolien vor dem Blitz können Sie den Blitz einfärben und so auf eine natürlichere Farbwiedergabe einstimmen. Sie dürfen allerdings diese Folien auch einsetzen, um Ihre Fotos etwas "surreal" zu gestalten. Der Blitz erreicht ja nur den Vordergrund; wenn er also rot eingefärbt ist, wird auch nur der Vordergrund vom roten Licht erreicht. Der Hintergrund bleibt in seiner "natürlichen" Farbe. Das können Sie mit einem Filter vor dem Objektiv nicht erreichen. Wenn Sie allerdings einen bunten Blitz (und bei Film einen Objektivfilter) verwenden, können Sie auch nur den Hintergrund einfärben. Sie brauchen dazu z. B. einen Rotfilter vor dem Blitz und einen komplementären (in diesem Fall grünen) Filter vor dem Objektiv (bei Film) oder einen entsprechenden manuellen Weißabgleich bei der Digitalkamera. Der Vordergrund wird nun rot beleuchtet, und der Weißabgleich bzw. der Filter vor der Kamera entfärbt ihn wieder. Der Hintergrund erhält allerdings kein rotes Licht und wird durch den Objektivfilter grün eingefärbt. Solange Sie Komplementärfarben für die Filter verwenden, können Sie jede denkbare Einfärbung vornehmen. Ein Sonderfall ist die Verwendung eines Infrarotfilters vor dem Blitz in Verbindung mit einem Infrarotfilm. Damit können Sie nachts fast unsichtbar blitzen. Generell können Sie diese Folien an jedem Blitzgerät einsetzen, aber da ein Teil des Lichtes geschluckt wird, brauchen Sie schon eine relativ hohe Leitzahl.
Und was ist mit den Folien? Falls Sie bei dieser Methode Filterfolien vor dem Blitz einsetzen wollen, müssen Sie den Lichtverlust durch diese Folien auch noch berücksichtigen. Im einfachsten Fall steht auf der Folie, wie viel Licht sie schluckt. Sollte das nicht der Fall sein, müssen Sie das "von Hand" ermitteln. Richten Sie die Kamera auf eine gleichmäßig helle Wand und messen Sie die Belichtung. Anschließend halten Sie die Folie vor das Objektiv und messen noch einmal. Anhand des Unterschiedes können Sie nun errechnen, wie groß der Lichtverlust ist. Wenn Sie zuerst Blende 16 und dann Blende 11 (bei gleicher Zeit) als Ergebnis erhalten, "schluckt" die Folie eine Blende. Sie müssten also die oben gemachte Berechnung um einen Blendenwert korrigieren. Wenn Ihr errechneter Wert fürs Aufhellblitzen Blende 16 war, müssen Sie jetzt die Blende um einen Wert (auf 11) öffnen. Und die Zeit, die ja den Einfluss des Umgebungslichtes/Hintergrundes steuert, um einen Wert verkürzen, damit die Aufnahme nicht überbelichtet wird. Und Sie müssen natürlich auch den Einsatz von Filtern vorm Objektiv (wie weiter oben beschrieben) berücksichtigen. Diese ganze Rechnerei machen Sie am besten (zumindest zu Anfang) mit Stift und Papier. Und bewahren Sie diese Notizen auf. Sie können hilfreich sein, wenn irgendetwas nicht so wie erwartet funktioniert hat. Anmerkung
ACHTUNG Bei TTL-Blitzen wird der Einfluss sowohl der Blitzfolie als auch des evtl. eingesetzten Filters vorm Objektiv automatisch berücksichtigt. Bei Automatikblitzen, die über einen Sensor gesteuert werden, müssen Sie dagegen, wenn Sie einen Filter vorm Objektiv benutzen, diesen in die Berechnung der Blitzblende einfließen lassen. Wenn der Filter also einen Verlängerungsfaktor (VF) von 2 hat, müssen Sie die errechnete Blende um einen Wert öffnen. Die Kamera misst das Licht ja durch das Objektiv und damit durch den Filter ; der Wert für die Zeit (also der Wert, der die Belichtung des Umgebungslichtes/Hintergrundes steuert) regelt sich also automatisch.
Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang Durch Blitzen mit "langer" Verschlusszeit entstehen bei bewegten Motiven zusätzlich zur durch den Blitz "eingefrorenen" Bildinformation "Bewegungswischer". Wenn die Synchronisation des Blitzes auf den zweiten Vorhang erfolgt, unterstützen diese Wischer die Bewegungsrichtung des Motivs. Die Ausgangssituation Sie wollen in der Dämmerung ein Auto fotografieren, welches mit eingeschalteter Beleuchtung schräg durchs Bild fährt. Wenn Sie als einzige Lichtquelle den Blitz benutzen und mit der Blitzsynchronzeit fotografieren, wird das Auto durch die kurze Leuchtzeit des Blitzes eingefroren, so dass seine Geschwindigkeit im Bild nicht richtig wiedergegeben wird. Außerdem wird der Blitz den Hintergrund nicht richtig ausleuchten können, das Auto wird vor einem schwarzen Hintergrund abgebildet werden. Wenn Sie eine längere Verschlusszeit wählen, können Sie mehrere Probleme auf einmal lösen. Der Hintergrund erhält nun mehr Licht (es ist ja Dämmerung, ein wenig Umgebungslicht ist also evtl. vorhanden). Außerdem können die Scheinwerfer des Autos jetzt eine Bewegungsspur (Bewegungsunschärfe/Wischer) auf dem Bild erhalten. Der Wagen "fährt" im Bild. Durch den Blitz wird der Wagen zusätzlich noch scharf abgebildet. Die meisten Kameras synchronisieren den Blitz auf den ersten Verschlussvorhang, das heißt, der Blitz wird ausgelöst, sobald das ganze Filmfenster frei ist. Falls Sie allerdings in einer solchen Situation mit einer Synchronisation auf den ersten Verschlussvorhang fotografieren, werden die "Wischer", die durch die längere Belichtungszeit nach dem Blitzen noch entstehen, vor dem Auto sein. Erst kommt ja der Blitz, der das Auto einfriert, und dann erfolgt die weitere Belichtung, während deren es sich vorwärts bewegt und die Wischer erzeugt. Dadurch entsteht der Eindruck, das Auto fahre rückwärts. Animation
Bei der Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang wird der Blitz erst im letzten Moment, bevor der Verschluss geschlossen wird, ausgelöst. Dadurch werden die Wischer in Bewegungsrichtung hinter dem Auto liegen, da sie vor dem Blitzen erzeugt werden, und der Blitz erst kommt, wenn das Auto seine Endposition auf dem Film erreicht hat. Das Auto "fährt" jetzt vorwärts.Animation
Ideal zum verschenken, schenken lassen oder auch sich selber schenken.
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Ideal zum verschenken, sich selber schenken und natürlich sich schenken lassen: