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Welche Schritte in der Bildbearbeitung muss ich machen?

Digitaler Workflow 4

Kurzfassung

In diesem Bereich des Fotolehrgangs geht es um:

  • den Weißabgleich
  • und das eine oder andere mehr ...

Der Weißabgleich

Schon im Kapitel zur Belichtung bin ich auf den Weißabgleich eingegangen. Falls Sie das inzwischen vergessen gaben oder als Quereinsteiger hier landen, können Sie meine Hinweise unter diesem Link zum Weißabgleich nachlesen.

Kurze Zusammenfassung:
Beim Weißabgleich geht es darum, die Farben im Bild an die im Motiv tatsächlich vorhandenen und/oder vom Bildermacher gewünschten Farbstimmungen anzupassen.
Als neutrales Licht wird fast immer das "normale Tageslicht" angesehen, Glühlampenbeleuchtung hat dagegen einen viel höheren Gelb-Orange-Anteil. Eine Einstellung auf Tageslicht führt bei einer Aufnahme mit Glühlampenlicht meistens zu zu "warm" wirkenden Fotos – bis man den Weißabgleich anpasst.

Die Anpassung des Weißabgleichs findet immer erst bei der Umwandlung der RAW-Daten in ein Bild statt. Das kann direkt nach der Aufnahme in der Kamera passieren oder erst später, z.B. jetzt in der Bildbearbeitung. Auch bei dieser späteren Umwandlung im RAW-Konverter haben wir keinerlei Verluste durch eine Änderung des WA zu befürchten.
Wenn der bei der Aufnahme eingestellte Weißabgleich passt, können wir ihn bei der Interpretation der RAWs von der Software automatisch aus den EXIF-Daten des Bildes übernehmen lassen.
Das ist auch häufig die Standardeinstellung der RAW-Konverter.
Und falls der Weißabgleich nicht passt, haben wir nun noch alle Möglichkeiten zum verlustlosen Eingriff zur Verfügung.

Das ist vor allem dann interessant, wenn in einem Bild verschiedene Farbstimmungen vorherrschen. Wenn das Sonnenuntergangslicht die beschienenen Stellen warm (gelb-orange) erscheinen lässt, die Schattenpartien aber sehr kühl (blau) wirken. Oder wenn kühles Tageslicht durch ein Fenster kommt, aber ein Teil des Innenraums vom warmen Licht einer Glühlampe beleuchtet wird.
Solche Unterschiede in der Lichtfarbe im Motiv sind eher die Regel als die Ausnahme, deshalb ist es oft besser, den Weißabgleich bei der Ausarbeitung noch anpassen zu können. Dadurch ist dann ein Ausgleich zwischen unterschiedlichen Lichtquellen möglich.

Bei Studioaufnahmen läßt sich die Farbe der Lichtquellen im Idealfall fein steuern und filtern, in der freien Natur ist das dagegen schwieriger.
Deshalb würde ich — im Gegensatz zu vielen meiner "Erklärbär-Kollegen" — dazu raten, für den Weißabgleich bei der Aufnahme von "Nicht-Studio-Bildern" nicht zuviel Aufwand zu betreiben. Denn das lässt sich später in der Ausarbeitung der RAWs viel feiner und auf einzelne Bildbereiche abgestimmt steuern. (Ich habe in meinem Blog einen Text (und ein Video) zu diesem Ammenmärchen des präzisen Weißabgleichs veröffentlicht, den ich Ihnen hierzu ans Herz legen möchte.)

Lokale Anpassungen

Mit dem Weißabgleich, der Belichtung und dem Kontrast, den Reglern für Tiefen und Lichter sowie Schwarz und Weiß und dem Lokalkontrast haben wir den üblichen Umfang der Grundeinstellungen abgedeckt.

Natürlich gibt es je nach Programm noch viele weitere Beeinflussungsmöglichkeiten um Fehler bei der Aufnahme (sein sie vom Fotografen, sein sie vom verwendeten Gerät verursacht) auszumerzen. Dazu gehören "stürzende Linien" genauso wie "chromatische Aberrationen" oder tonnenförmige oder kissenförmige Verzeichnungen durch das Objektiv.
Sie werden das noch zur Genüge auf Ihrem späteren Weg mit der Bildbearbeitung kennenlernen.

Ich möchte jetzt aber noch einmal zu den Grundeinstellungen zurückkehren.
Ein wichtiger, aber noch nicht in der nötigen Deutlichkeit erwähnter Aspekt ist deren lokale Anwendbarkeit. Mit linearen und radialen Verläufen, aber auch mit "Pinsel"-Strichen kann man einzelne Bereiche im Bild selektiv mit diesen Grundeinstellungen anpassen.
Falls Sie sich meine oben erwähnten Videos angesehen haben, werden Sie das bereits bemerkt haben.

Die direkt unter dem Histogramm liegende Werkzeugpalette von Lightroom. Von links nach rechts: Freistellung/Beschnitt, Bereichsreparatur (u.a. Staubentfernung), rote Augen-Korrektur, linearer Verlauf, radialer Verlauf, Pinsel.

Diese lokalen Anpassungen sind bei der Aufnahme praktisch unmöglich durchzuführen. Sie sind aber sehr wichtig, um das Bild wirklich zum Leben zu erwecken. Wenn Sie Ihre Bilder mögen, werden Sie schon allein deshalb nicht um eine entsprechende Ausarbeitung herumkommen. ;-)

Darüberhinaus gibt es je nach Software noch weitere lokale Eingriffsmöglichkeiten um zum Beispiel bei geblitzten Fotos die roten Augen zu unterdrücken.
Prinzipiell sollten Sie diesen Fehler aber bereits bei der Aufnahme ausmerzen. Jetzt erst nachträglich auf einem Gruppenfotos wohlmöglich 15 Augenpaare zu bearbeiten, das geht zwar, macht aber wirklich keinen Spaß.
Ich habe weiter vorne im Lehrgang bereits aufgeführt, was sie schon bei der Aufnahme gegen roten Augen unternehmen können.
Zu den Problemlösungen fürs Blitzen

Staub auf dem Sensor hinterlässt mehr oder wenige scharf begrenzte dunklere Bereiche im Bild. Auch da ist es natürlich besser, schon vor der Aufnahme einzugreifen und Staubflusen zu entfernen. Aber es geht auch nachträglich mit einem lokal arbeitenden Werkzeug. (Und das kann man zusätzlich auch zur Entfernung kleiner störender Details wie einer weggeworfenen Cola-Dose in einem Landschaftsbild verwenden.)

Staub auf dem Sensor wird oft mit einer Unachtsamkeit beim Objektivwechsel in Verbindung gebracht. Aber wenn man das einigermassen vorsichtig macht, kann da gar nicht soviel passieren. (An anderer Stelle hier im Fotolehrgang habe ich eine kleine Anleitung zum einfacheren und schnelleren Objektivwechsel veröffentlicht.)

Andere Dinge können eine viel größerer Rolle spielen.
Viele Zoomobjektive verändern mit der Brennweite auch ihr Volumen. In die eine Richtung gezoomt, werden sie größer, in die andere dagegen kleiner.
Und dabei wird Luft angesaugt und ausgestoßen.
Bei schlechter Filterung dieser Luft kann durch so eine "Luftpumpe" Staub ins Objektiv und dann auch irgendwann ins Kameragehäuse gelangen.

Gerade bei preiswerten Objektiven kann man davon ausgehen, dass diese Filterung nicht so richtig gut ist. Es wird wohl auch kaum einer der Käufer dieser Objektive danach fragen (oder überhaupt daran denken)

Für Fotografen, die mit den Techniken aus der Dunkelkammer und dem Zonensystem vertraut sind, könnte die kostenlose Bildbearbeitung (und RAW-Konverter) "Light Zone" eine interessante Alternative sein. Für Mac, PC und Linux

Rezepte

Während Sie das Bild ausarbeiten, verändern Sie nach und nach die Vorgaben des Programms und erstellen eine Liste eigener Werte für die Einstellungen.
Es entsteht so nach und nach eine Art Entwicklungs-Rezept.

Mit diesen Rezepten können Sie, je nach RAW-Konverter, nicht nur Veränderungen von Farbe und Helligkeit festlegen. Auch der Ausschnitt, die Unterdrückung des Rauschens, eine Schwarzweiß-Umwandlung oder die Reduktion chromatischer Aberrationen und auch das Maß der Schärfung (siehe Einschub) können Sie an dieser Stelle bereits bestimmen.
Selbst die Korrekturen von Bildbereichen, die durch Staub auf dem Sensor negativ beeinflusst wurden, werden in den Rezepten erfasst.

Mit dem Schärfen sollten Sie in dieser frühen Phase der Bildbearbeitung aber sehr vorsichtig sein.
Hier wird nur die durch die Digitalisierung verlorenen Schärfe aufgearbeitet.

Zum Abschluss der Bearbeitung muss/kann dann je nach Ausgabemedium unterschiedlich erneut geschärft werden. Für die Monitordarstellung wird dann weniger stark geschärft, für die Wiedergabe auf Hochglanzpapier dagegen mehr.

Wenn bereits zu Anfang zu stark geschärft wurde, kann sich das dann ungünstig bemerkbar machen und zu einer evtl. sichtbaren Aufaddierung der Schärfeartefakte führen.

Bei einigen Programmen können Sie dese Rezepte speichern.
Bei Lightroom passiert das jedesmal wenn Sie eine Einstellung ändern völlig selbstständig direkt in der Datenbank des Programms.
Und auf Wunsch werden die Korrekturen auch (gemeinsam mit anderen Informationen zum Bild) in einer kleinen Textdatei im XMP-Format gesichert.
Dies ist nicht zwingend notwendig, kann aber in bestimmten Situationen durchaus auch sehr nützlich sein.

Einstellungen/Rezepte übertragen

Es wird sicherlich öfter vorkommen, daß Sie in derselben Aufnahmesituation mehrere Bilder machen, für die dann auch überwiegend dieselben Änderungen nötig sind.
Mit manchen Programmen können Sie in dem Fall ein einmal erstelltes Rezept auf die ganze Gruppe ähnlicher Bilder übertragen.
Und ein besonderes Rezept, z.B. für eine kontrastreiche Ausarbeitung eines Schwarzweißbildes oder eine pastöse Farbwiedergabe oder für einen "Grungelook" mit bewusst stark übertriebener "Klarheit" kann man zur späteren Verwendung als sogenanntes Preset ablegen.
Presets, die andere Fotografen erstellt haben, lassen sich laden und eigene Presets kann man an andere Fotografen weitergeben.

Es muss übrigens gar kein komplettes Rezept sein, dass übertragen wird. Sie können selber festlegen, welche Einstellungen sich auf die anderen Bilder auswirken sollen.
Das kann sehr praktisch sein, wenn am ersten Tag ein Staubflusen seinen Platz auf dem Sensor eingenommen hat.
Und bis zum letzten Urlaubstag unentdeckt an der Stelle verweilt.

Wenn Sie dem Flusen nach dem Urlaub mit der automatischen Bereichsreparatur (bei den Werkzeugen in Lightroom) in einem Bild erfolgreich zu Leibe gerückt sind, können Sie diese Korrektur anschliessend auf alle anderen Urlaubsbilder aus dieser Kamera anwenden lassen.
Lightroom wir dann in jedem Bild individuell nach einem passenden Überlagerungsbereich für den Staubfleck suchen (meiner Erfahrung nach zu 95% erfolgreich), alle anderen Schalterstellungen aber unverändert belassen.


Im Rahmen meiner Grundlagenkurse zur Bildbearbeitung können Sie die verschiedenen Techniken zur Optimierung von RAWs und auch JPEGs und TIFFs kennenlernen. Hier finden Sie weitere Informationen zu den Kursen.

Anschließend

Zum Abschluß folgt ein wichtiger Vorgang, der nicht direkt etwas mit Bildbearbeitung zu tun hat, um den Sie sich aber trotzdem ganz dringend kümmern müssen.
Denn jede Datei, die Sie nur einmal in Ihrem System haben, gehört Ihnen eigentlich gar nicht. Sie wurde Ihnen vielmehr nur "vom Zufall zur Verfügung gestellt"".
Und der Zufall holt sich die Daten bei passender Gelegenheit (für ihn passend, für Sie vermutlich eher unpassend) in Form eines Festplattencrashs, eines Laptopdiebstahls oder ... zurück.

Deshalb sollten Sie, am besten schon direkt nach dem Import, aber spätestens jetzt, nachdem die Stichwörter und das Entwicklungsrezept feststehen, an das Thema Backup denken und eine Sicherungskopie der Bilddateien und der Lightroomdatenbank anfertigen. (Eigentlich sollten Sie den ganzen Rechner sichern, es gibt ja noch andere wichtige Daten.)
Und am besten machen Sie gleich zwei Backups auf zwei unterschiedlichen Medien, von denen sie eines an einem anderen Ort lagern. Natürlich können Sie zur weiteren Sicherung auch "die Cloud" einsetzen.
Man kann mit den Daten gar nicht vorsichtig genug sein. Denken Sie daran: "Kein Backup? Kein Mitleid!"

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