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Fotografieren lernen: Informationen über Objektive

Rund ums Fokussieren

Kurzfassung

Die Schärfe der Abbildungen ist eines der wichtigsten Gestaltungsmittel in der Fotografie. Sie kann die Aufmerksamkeit des Betrachters gezielt auf einzelne Details lenken. Aus diesem Grund ist exaktes Fokussieren wichtig.
Aber man sollte es auch nicht übertreiben. Gerade Anfänger legen beim Fotografieren manchmal zu viel Aufmerksamkeit auf das Scharfstellen und verpassen darüber evtl. gute Momente.

Ausführlich:

Was ist Schärfe?

Für einen scharfe Abbildung des Motivs sollte ein Motivdetail klar erkennbar im Bild abgebildet werden. Ein punktförmiges Detail im Motiv sollte auch punktförmig abgebildet werden. Dann ist das Abbild scharf.
Bei einer Lochkamera, wie sie schematisiert in der folgenden Abbildung dargestellt wird, werden alle Objekte (bunte Punkte links), unabhängig von ihrer Entfernung, mehr oder weniger scharf auf dem Film bzw. Aufnahmesensor (rechts) abgebildet.

Lochkamera

Ein punktförmiges Objekt wird so auch als Punkt auf der "Film"- Ebene rechts wiedergeben.
Bei Verwendung eines Objektivs anstelle des Lochs wird es dagegen nötig, zu fokussieren. Je nach Entfernung einzelner Teile des Motivs zum Objektiv haben von diesen ausgehende Licht- "Strahlen" einen unterschiedlichen Brennpunkt bzw. Bildpunkt.
Bei nahen Objekten (Gelb) liegt er weiter hinten, bei fernen Objekten (grün) weiter vorne.

In der folgenden Abbildung wird auf der Bildebene nur der rote Punkt scharf aufgezeichnet, denn nur sein Abbild liegt auf der Sensor- oder Filmebene. Der gelbe und der grüne Punkt dagegen werden unscharf wiedergegeben, da ihre Bildpunkte (also die Kreuzungsstellen der Lichtstrahlen) an anderen Stellen, vor oder hinter der Sensorebene, liegen.

Das Objektiv - nur eine Entfernung wird fokussiert.

Ihre Abbildung wäre nicht mehr ein scharfer Punkt, sondern hätte die Form eines unscharfen Kreises (Zerstreuungskreis oder Zerstreuungsscheibchen genannt). Um nun den grünen Punkt als Punkt wiederzugeben, muss man die Aufzeichnungsebene so verschieben, dass sie durch den Bildpunkt des grünen Punktes verläuft.

Nur der rote Punkt wird auch als Punkt wiedergegeben. Der außerhalb der Schärfeebene liegende grüne Punkt wird ebenso wie der gelbe als Scheibe (Unschärfekreis) dargestellt.

Bei den meisten Kameras wird zum Fokussieren allerdings nicht die Lage der Aufnahmeebene verändert. Stattdessen wird der Abstand von Sensor bzw. Film zum Objektiv durch eine Veränderung der Position der Objektivebene angepasst.

Man kann auf unterschiedliche Arten fokussieren: Man verändert die Position des Objektivs, und/oder man verändert die Position des Sensors bzw. Films.

Bei Verwendung eines Objektivs kann man also durch das Fokussieren entscheiden, welche Motivbereiche scharf abgebildet werden sollen.

Schärfentiefe durch Abblendung

Wenn man mit einer Blende den Lichtdurchlass des Objektivs verkleinert, werden die Randstrahlen begrenzt, und die Zerstreuungsscheibchen werden kleiner.
Auf diese Art werden sich trotz unveränderter Aufnahmeentfernung und Fokussierung die Unschärfekreise der Punktform annähern. Wenn diese Kreise dann so klein werden, dass sie wie Punkte aussehen, erscheint der jeweilige dazugehörige Motivbereich scharf.
Damit wird die Ausdehnung der scharfen Bereiche (besser: noch nicht sichtbar unscharfen Bereiche) in der Tiefe des Motivs nach vorne und nach hinten erweitert.
Die Schärfentiefe wird gesteigert.


Mehr zur Schärfentiefe auf der folgenden Seite.

Die meisten Menschen nehmen, wenn sie sich ein Bild ansehen wollen, eine Entfernung ein, die ungefähr der Bilddiagonale entspricht. Dann ist man soweit entfernt, dass man man das Bild in seinen gestalterischen Zusammen hängen noch ganz erfassen kann, ist aber andererseits noch so nah, dass man auch Details erkennen kann.
Bei einem großen Bild ist man also weiter entfernt, bei einem kleinen ist man näher dran.

Wie stellt man die Schärfe ein?

Abgesehen vom Autofokus (siehe weiter hinten auf dieser Seite) gibt es noch andere Möglichkeiten der Fokussierung. Bei vielen Kameras verändert man durch Drehen des Entfernungsrings am Objektiv den Abstand zwischen Objektiv und Aufzeichnungsmedium.

(Vorsicht: Den Entfernungsring bitte nicht mit dem oft recht breiten Zoomring verwechseln.
Bei einigen Kit-Objektiven, die mit den Kameras mitgeliefert werden, ist der Fokusring nur noch ein schmaler gezahnter Bereich vorne auf Höhe des Frontglases des Objektivs. Hier kann man fokussieren. Aber bitte vorher den Autofokus an der Kamera ausschalten, auf "M" oder "MF".)


Durch das Drehen des Entfernungsrings verändert sich die Lage der Schärfeebene im Bild. Wird der Abstand zwischen Linse und Sensor kürzer, werden weiter entfernte Objekte scharf, wird der Abstand länger, werden näher liegende Motivteile scharf.

Während man früher die Entfernung schätzen (oder nachmessen) musste, verfügen fast alle modernen Kameras über Hilfsmittel, die die Kontrolle über die Fokussierung erlauben. Bei Vor-AF-Spiegelreflexkameras ist das vorrangig das Abbild des Motivs auf der Mattscheibe. Wenn das nicht ausreichte, zum Beispiel weil es zu schlecht zu erkennen war, konnte man verschiedene Hilfsmittel zum Fokussieren einsetzen.

Hilfestellung

Es gibt bei fast jeder Kamera Einstellhilfen zum Fokussieren. Viele ältere Spiegelreflexkameras haben dazu einen Mikroprismenring (oder einen entsprechenden Kreis). Der Bereich des Bildes, der von diesem Ring verdeckt wird, ist dann scharf eingestellt, wenn man die Struktur dieses Rings nicht mehr sieht.

In Kombination mit dem Mikroprismenring gibt es oft noch den Schnittbildindikator, einen Kreis, geteilt in zwei Hälften, der einen Teil des Motivs verdeckt.
Wenn Objekte in diesem Bereich unscharf eingestellt sind, ist ihre Wiedergabe im Schnittbildindikator seitlich verschoben. Bei korrekter Fokussierung liegen die Wiedergaben wieder richtig zueinander. Während man mit dem Mikroprismenring gut auf strukturierte Objekte scharf einstellen kann, eignet sich der Schnittbildindikator eher für Linien und Kanten.

Schnittbildentfernungsmesser und Mikroprismenring

Und bei Sucherkameras?

Bei einigen Sucherkameras, den sogenannten Messsucherkameras, dient ein Mischbildentfernungsmesser als Hilfe beim manuellen Fokussieren. Er ist dem Schnittbildindikator nicht unähnlich, man muss zum Fokussieren zwei Teilbilder deckend übereinanderbringen.

Ein externer Messsucher der Firma Wata. Beim Watameter mussten zwei Bilder zur Deckung gebracht werden, dann konnte man die Entfernung ablesen und an die Kamera bzw. das Objektiv übertragen.
Solche Messsucher gab es auch als Zubehör zu kaufen, meist befestigte man diese externen Entfernungsmesser im Blitzschuh. Dann brachte man mit Drehen des Entfernungsrad die beiden Sucherbilder zur Deckung, las dei Entfernung ab und übertrug sie auf das Aufnahmeobjektiv.
Funktionsweise Mischbildentfernungsmesser

Das war natürlich zeitaufwendig und nicht gut geeignet für den spontanen Schnappschuss. Aber besser als nichts. Und mit ein wenig Übung und etwas Überlegung und Wissen um die Schärfentiefe (Stichwort: "Zonenfokus". Mehr dazu bald auf der noch nicht veröffentlichten nächsten Seite) war das eine durchaus praktikable Lösung.

Elektronische Scharfstellhilfen

Einige spiegellose Systemkameras bieten sich für „Altglas“ an, also für den Einsatz mit alten Objektiven aus der Vor-AF Zeit. Um damit auch ohne Schnittbildindikator oder Mikroprismenring einigermassen präzise manuell Fokussieren zu können, gibt es je nach Kamera unterschiedliche Möglichkeiten.
Zum einen gibt es an einigen Kameramodellen eine elektronische Sucherlupe, die einen Ausschnitt aus dem Sucherbild bis zu 10fach und mehr vergrößert. Das erlaubt ein recht präzises Fokussieren, ist aber wegen der Ansicht eines kleinen Ausschnittes des Sucherbildes für sich schnell verändernde Motive nicht geeignet.

Die andere Möglichkeit ist das „Focuspeaking“. Hierbei werden die kontrastreichsten (und damit schärfsten) Kanten im Bild durch weiße oder farbige Linien besonders hervorgehoben. Dadurch ist eine gute Erkennung des aktuell scharf eingestellten Bildbereiches möglich.

Autofokus

Seit mittlerweile etwa vier Jahrzehnten gibt es Autofokuskameras.
Zu Anfang waren fast nur sogenannte aktive AF-Systeme verfügbar. Damit wurde mit Ultraschall oder Infrarot die Entfernung zum Objekt gemessen. Das Verfahren hat verschiedene Nachteile, befindet sich z.B. eine Glasscheibe zwischen Kamera und Motiv, treten Probleme auf.

Zusätzlich waren die Messungen auch langsam und ungenau. Seit vielen Jahren gibt es aber auch passive Autofokussysteme. Diese messen z.B. den Kontrast des Details, das der Sensor erfasst.
Bei digitalen Sucherkameras wird für diese Art des Autofokus in der Regel der Aufzeichnungschip eingesetzt. Wenn dessen Bild den höchsten Kontrast erreicht, ist das Bild am schärfsten. Das Verfahren ist einfach: die Fokussierung fährt hin und her und wenn der Kontrast sein jeweils mögliches Maximum erreicht hat, ist optimal scharf gestellt.

Das dauert aber und ist einer der Gründe für die zum Teil recht lange Auslöseverzögerung mancher Digitalkameras. Früher war diese Art des Autofokus drastisch langsamer als die Fokussierung über spezialisierte Autofokussensoren, wie sie vor allem in den DSLRs eingesetzt werden. An solchen hochwertigen Kameras, heutzutage unter anderem auch spiegellosen Systemkameras, kommt mit speziellen Fokussensoren meist ein anderes Verfahren, die "Phasendetektion", zum Einsatz. Damit kann die Kamera direkt erkennen, in welche Richtung und wie stark die Fokussierung erfolgen muss.
Das ist sehr schnell, bringt aber auch Nachteile mit sch. Diese Autofokussensoren sehen das Motiv über eine spezielle Spiegeltechnik. Im Moment der Belichtung muss diese Spiegeltechnik wegklappen, damit das Licht ungehindert zum Aufnahmesensor kommt. Während dieser Zeit Belichtung sind solche System also quasi blind und können die Fokussierung nicht steuern.

Das ist gerade bei heutzutage auch mit DSLRs möglichen Videoaufnahmen unpraktisch. Und auch bei schnellen Bildfolgen wäre es praktisch, wenn die Kamera durchgängig fokussieren könnte.Deshalb beherrschen aktuelle DSLRs auch das Fokussieren über den Kontrastautofokus.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kameratypen verwischen so auch in Bezug auf den Autofokus immer mehr.
Früher waren die Aufteilung klar, nur DSLRs hatten die Phasendetektion, mehr oder weniger alle anderen Kameras verwendeten den Kontrastautofokus. Doch spätestens mit dem Aufkommen der spiegellosen Systemkameras (DSLMs - „digital single-lens mirrorless“ also „digitale einäugige Spiegellose“ im Gegensatz zu DSLRs - „digital single-lens reflex“, also „digitale einäugige Spiegelreflex“] und ihrer Verwendung auch im professionellen Bereich änderte sich das auch bei den Nicht-DSLRs.
Einige DSLMs erhielten auf dem Aufnahmesensor einige Phasendetektionspixel. Diese Pixel stehen dann zwar nicht mehr für das Foto zur Verfügung, aber das fällt bei 12 oder 16 oder mehr Megapixeln nicht weiter auf. Der Gewinn in der Autofokusgeschwindigkeit durch diese besonderen Pixel ist aber immens.
Diese Form des Autofokus wird nun auch bei einigen aktuellen DSLRs für schnelleres Fokussieren bei LiveView eingebaut.

Autofokusfelder

Die Kameras unterscheiden sich nicht nur durch die verschiedenen Messmethoden des Autofokus, sondern auch durch die verschiedenen Spielarten der Auswahl des Autofokusbereiches.

Die ersten AF-Kameras mit Phasendetektion hatten nur einen Autofokussensor in der Mitte des Bildes. Doch nicht immer ist da auch das Hauptobjekt. Also erschienen bald Kameras mit mehreren Autofokussensoren. (Dabei war meist der Sensor in der Mitte der Beste und Schnellste.)

Unerfahrene Fotografen vergessen später leider nach dem (durch die mittig angeordneten Scharfstellhilfen und Autofokusmessfelder) oft notgedrungen mittenorientierten Scharfstellen, den Bildausschnitt bewusst zu arrangieren. Das führt zu stark mittenlastigen Bildern.
Achten Sie einmal darauf, wie häufig sich bei Ihren Fotos wichtige Details (z. B. Gesichter) in der Bildmitte befinden. Oft ist auf solchen Bildern ein Teil der abgebildeten Personen abgeschnitten. Dafür gibt es dann viel Tapete oder Himmel zu sehen.
Auch in der horizontalen Ebene ist diese Lage der bildwichtigen Elemente in der Mitte nicht schön. Gesichter beispielsweise erregen automatisch in einem Bild die Aufmerksamkeit. Wenn diese Gesichter dann auch noch an zentraler Stelle platziert werden, wird es langweilig. Wie viel spannender und dynamischer kann ein Bild sein, wenn etwa das Gesicht außerhalb der Mitte ist. Probieren Sie das doch einmal aus.


Der Fotograf konnte (musste) den passende Autofokussensor am wichtigsten Motivdetail auswählen.
Diese Felder sollten natürlich auch in den Vollautomatik-Einstellungen funktionieren. Die Kamera müsste das passenden Autofokusmessfeld also automatisch auswählen. Doch wie sollte in der Vollautomatik die Kamera entscheiden, welcher Motivbereich die Hauptrolle spielt?
Man hat es sich dann einfach gemacht und festgelegt, dass zuerst alle Autofokussensoren arbeiten, aber derjenige, der die kürzeste Aufnahmeentfernung ergibt, dann das Kommando übernimmt.


Das grüne markierte Autofokusfeld ist aktiv und hat erfolgreich die Entfernung auf die Kante der Strandhütte gemessen.

Was nah ist wird wichtig sein!“ diese Überlegung stimmt halt oft.
Und wenn nicht, kann der Fotograf ja immer noch eingreifen.

Wenn dann ein Motivdetail im (entweder automatisch oder vom Fotografen ausgewählten) Autofokusmessfeld als scharf erkannt wurde, wird jetzt die Fokussierung bei gedrücktem Auslöser „eingefroren“. Erst nach Freigabe des Auslösers fokussiert die Kamera bei erneutem Auslöserdruck neu.
Das Verfahren nennt man AF-S oder One-Shot.

Für Action und Sportfotografen ist es natürlich blöd, dass die Kamera auf ein sich näherndes Motiv einmaligscharf stellt und dann die Entfernung einfriert. Wenn der Moment das Auslösen etwas später ist, wird das Motiv sich bereits in die Unschärfe bewegt haben. Dumm gelaufen.
Deshalb gibt es ein weiteres Verfahren, den kontinuierlichen Autofokus (AF-C oder AI-Servo). Hier wird die Fokussierung erst beendet ,wen der Fotograf die Belichtung auslöst, den Auslöser vollständig durchdrückt.

Der Phasenautofokus ist zwar schnell, aber ein wenig Zeit braucht auch er, gerade bei ungünstigen Licht- und Kontrastverhältnissen. Wenn der Fotograf aber den Auslöser schon vor der abgeschlossenen Fokussierung drückt, ist die Gefahr groß, das ein unscharfes Foto entsteht.
Das würde dann evtl. dank Nichtwissen um die Zusammenhänge auf die Kamera zurückfallen: „Die Nikanonji macht oft unscharfe Bilder“. Das ist natürlich nicht im Sinner der hersteller, deshalb haben die sie den Vorgang so gestaltet , dass in den meisten Fällen der Auslöser blockiert ist, solange nicht mindestens ein Autofokussensor „Scharf!“ signalisiert.
Das Verfahren nennt man Schärfepriorität (es heißt in den Kameramenus meist AF-S oder One Shot) und es verhindert einigermaßen gut Bilder, auf denen gar nichts scharf abgebildet ist.

Klasse, kann aber auch zu Frust führen. Die meisten werden das blöde Gefühl kennen, wenn der Autofokus surrend den Fokusbereich erst hin und her abfährt und dann anschliessend der Auslöser blockiert ist.
Manchmal kann man dann kein Foto machen, obwohl evtl. allein schon aufgrund der Schärfentiefe eine oder alle Motivdetails scharf wären. Das kann ziemlich nervig sein. Deshalb gibt es eine weitere Voreinstellung für den Autofokus, die Auslösepriorität. Hierbei kann der Fotograf die Belichtung jederzeit auslösen, auch wenn die Messfelder die Fokussierung noch nicht abgeschlossen haben. Ideal für Action- Sport, Wildlife etc.
Es kann dann aber zu unscharfen Bildern kommen, wenn die Fokussierung noch nicht vollständig beendet war.

Verkuppelt

Diese Einstellung sind oft in den Kameras fest mit einander verbunden.
Dann kann man bei AF-S bzw. One-Shot nur mit Schärfepriorität fotografieren. Wenn man den kontinuierlichen AF (AF-C bzw. AI-Servo) verwenden möchte, ist der fest mit der Auslösepriorität gekoppelt.

Das ist zwar oft sinnvoll, aber manchmal stört diese starre Verbindung der Funktionen. Glücklicherweise wächst die Zahl der Kameras, an denen man die Kombination selber frei wählen kann.

Autofokus spezial

Manchmal ist es recht umständlich, dass passende Autofokusmessfeld per Joystick oder Einstellrad auszuwählen. Und bei einigen Kameras sind die äusseren Messfelder so schlecht, das man am besten beim mittleren bleibt.
Doch nicht immer soll das zu fokussierende Motivdetail später auch in der Bildmitte liegen. Um dann trotz Verwendung des mittleren Autofokusfeldes in der Bildgestaltung frei zu sein, und nicht das Hauptobjekt zwangsweise in der Mitte zu haben, können Sie FTR anwenden.
FTR ist die Abkürzung für „Focus Then Recompose“.

Dazu visieren Sie zuerst mit der Suchermitte das Motivdetail an, welches fokussiert werden soll, und drücken den Auslöser bis zum ersten Druckpunkt, so dass der Autofokus arbeitet.

Dann halten sie den Auslöser gedrückt, während Sie die Kamera wieder so ausrichten, dass der ursprünglich gewünschte Ausschnitt ins Bild kommt. Durch das Halten bleibt die Entfernungseinstellung auf dem ursprünglich gemessenen Wert, auch wenn nach der Wahl des Ausschnitts etwas näher oder weiter Entferntes unter dem mittleren Autofokusfeld liegt.

Das funktioniert natürlich nur mit der AF-S oder One-Shot Einstellung des Autofokus, mit AF-C oder AI-Servo würde die Kamera ja ständig dei Schärfe nachführen und die Wunscheinstellung wieder verlieren.

Sobald Sie nach dem Foto den Auslöser loslassen und für ein zweites Foto erneut drücken, stellt der Autofokus wieder auf die Bildmitte scharf, er vergisst Ihre Wunscheinstellung. Sie müssten also für ein zweites Bild den Vorgang wiederholen. Ungünstig, fehleranfällig, zeitraubend.

An vielen Kameras kann man das zum Glück umgehen und das Ganze etwas eleganter einrichten. In den Individualfunktionen im Menü dieser Kameras können Sie auswählen, dass der Auslöser nicht mehr den Autofokus aktiviert.
Stattdessen müssen Sie zum Scharfstellen eine andere Taste betätigen. Die ist meist auf der Kamerarückseite oben und gut mit dem Daumen der rechten Hand zu erreichen.

Auf diese Art bleibt die durch die vorübergehende Veränderung des Ausschnitts festgelegte Wunschentfernung auch bei mehrmaligen Lösen und Drücken des Auslösers bestehen, denn der Autofokus wird ja auch bei Druck auf den Auslöser nicht erneut aktiviert.
Das kann man dann sogar mit dem kontinuierlichen Autofokus koppeln.
Aus meiner Sicht ist dieser quasi halbautomatische Autofokus der Königsweg für viele Situationen.

Diese Einstellung ist aber nicht ungefährlich. Sie müssen bei einer Entfernungsänderung daran denken, die Taste zu betätigen. Wenn Sie jedoch ohnehin nach FTR vorgehen, sollte das kein großes Problem sein. Aber warnen Sie andere Benutzer der Kamera!

Autofokus deluxe

Einige Kameras bieten noch ganz besondere Autofokus-Schätzchen.
Bei Canon gab es zum Beispiel mal eine echte Schärfentiefe-Automatik. (Nicht zu verwechseln mit der Dep(pen)-Automatik aktueller Canon-DSLRs)

Dazu hat man mit einer speziellen Kamerafunktion den vorderen und hinteren Endpunkt des gewünschten Schärfentiefebereiches angewählt. Die Kamera hat dann im Anschluß, soweit möglich, die passende Aufnahmeentfernung und die erforderliche Blendenöffnung eingestellt.

Einige aktuelle Kameras erlauben das automatische Erstellen einer Reihe unterschiedlich fokussierter Einzelbilder, die dann kameraintern oder am Computer per „Focusstacking“ (siehe nächste Seite) zu einem Bild mit extragroßer Schärfentiefe zusammengerechnet werden.

Manche Autofokuskameras beherrschen das für bewegte Motive interessante „Focustracking“. Dabei wird ein sich über den Bildausschnitt bewegendes Motivdetail von Autofokussensor zur Autofokussensor weitergereicht und so mit der Schärfe verfolgt (getrackt).

Nicht übertreiben

Ein leicht zu übersehender Nachteil des Autofokus ist die übertriebene Wichtigkeit, die der Schärfenpräzision dank dieser Hilfsmittel beigemessen wird.
Der Trugschluss lautet dann: "Man kann die Entfernung präzise einstellen, also muss man sie auch präzise einstellen." Das ist aber häufig, z.B. wegen der Schärfentiefe (siehe das folgende Kapitel), gar nicht nötig.

Natürlich wollen Sie keine unscharfen Fotos. Aber das darf nicht dazu führen, dass Sie vor lauter Fokussieren nicht mehr zum Fotografieren (von bewegten Objekten) kommen.
Von Ausnahmen abgesehen (selektive Schärfe, also kleine Schärfentiefe zum Hervorheben von Details und zum Verstecken unwichtiger oder störender Bildelemente) reicht oft die Schärfentiefe, um in einem bestimmten Abstandsbereich auch ohne präzises Fokussieren auf einzelne Details scharfe Bilder fotografieren zu können.

Doch zu dem Bereich mehr auf der folgenden Seite.

Der Themenbereich "Fokussieren" ist ein wichtiger Teil meiner Fotokurse (unter anderem auf Zeche Zollverein). Wenn Du das live bei mir lernen willst, findest Du hier weitere Infos zu meinen Fotokursangeboten.

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