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Fotografieren lernen: Wie belichtet man richtig?

Die Blende

Kurzfassung

Mit "Blende" bezeichnet man eine (meist variable) Öffnung im Objektiv.
Die Größe dieser Blendenöffnung wird als Zahlenwert angegeben, indem man den Durchmesser der Öffnung in ein Verhältnis zur Brennweite des Objektivs setzt.
Jede Vergrößerung der Blendenöffnung (d. h.: Verkleinerung der Blendenzahl) um eine volle Stufe lässt doppelt so viel Licht auf den Aufnahmesensor/Film. (Vorsicht, viele Kameras zeigen Drittelstufen an, erst drei Drittelschritte führen zu einer Verdopplung/Halbierung)
Durch das Regeln der Blende im Verhältnis zur Belichtungszeit (und zur Empfindlichkeit der Kamera bzw. des Films) wird die Belichtung gesteuert.

Ausführlich:

Die Blende ist (nach der Belichtungszeit) die zweite Möglichkeit, die Lichtmenge, die auf das Aufnahmemedium fallen soll, zu regeln. Hierzu verwendet man eine variable Öffnung (kleine Öffnung, wenig Licht/große Öffnung, viel Licht).

Wenn Sie ein Foto mit einer bestimmten festgelegten Belichtungszeit wollen und diese deshalb nicht zur Anpassung an die Lichtverhältnisse ändern möchten, können Sie die Belichtung auch durch eine Veränderung der Blende regeln.
Würde das Bild bei der Wunschbelichtungszeit zu hell, können Sie die Blende schliessen, wird es zu dunkel, entsprechend öffnen.

Die Größe dieser Blendenöffnung wird mit einem Zahlenwert angegeben. Dieser Zahlenwert wird errechnet, indem man den Durchmesser der Öffnung (genauer: die Eintrittspupille) in ein Verhältnis zur Brennweite setzt. (Erläuterung und Illustration dazu folgt weiter unten)

Viele Kameras(bzw. Objektive) haben mittlerweile keinen Blendenring mehr, sondern zeigen die eingestellte Blende in ihrem Display an. Die Blende wird dann meist über ein Rad an der Kamera eingestellt.
Bei einigen Modellen ist nur ein Rad zur Einstellung verschiedener Werte vorhanden. Und meist ist dieses Rad mit der Belichtunsgzeit vorbelegt.
Um in dem Falle dann im manuellen Modus auch die Blende zu verändern, muss man meist zusätzlich einen mit "AV" oder einem Blendensymbol versehenen Knopf während des Drehens drücken. Keine Sorge, das hört sich komplizierter an, als es ist. ;-)

Diese Knöpfe muss man an einer Canon bzw. Nikon zum umschalten auf Blendeneinstellung gedrückt halten.

Für einen Anfänger ist die Anzeige am Display etwas unübersichtlich, da immer nur eine der Blendenzahlen angezeigt wird. Man braucht länger, um mit den Zahlen vertraut zu werden.
Die ältere Lösung ist meist einfacher zu begreifen, da man alle Blendenzahlen in der richtigen Reihenfolge am Objektiv gleichzeitig überblicken kann.
So oder so ist es hilfreich, zu verstehen, was die Blendenzahl bedeutet. Deshalb werden wie uns jetzt im folgenden ansehen, wie dieser Wert entsteht.

Auf dem Objektiv kann man die Brennweite ablesen (hier eine Festbrennweite von 35mm) und die größtmögliche Blendenöffnung, die man auch als Lichtstärke bezeichnet. In dem Fall hier ist das die Blende 2 (1:2).
In der Mitte kann man die Blendenöffnung (klein, es ist Blende 22 eigestellt) erkennen, darum herum die Blendenlamellen.

Blende und Schärfentiefe

Die Blende dient nicht nur dazu, die Helligkeit des Bildes zu beeinflussen.
Sie hat auch sehr großen Einfluss auf die Schärfentiefe. Dadurch ist die Blende eine der wichtigsten Einstellungen zur Bildgestaltung.
Dieses Thema ist bereits im Kapitel zur "Schärfentiefe" im Themenbereich "Objektiv" behandelt worden.
Falls Sie es bisher noch nicht gelesen haben, sollten Sie das nach dem Lesen dieser Seite nachholen.
Zum Kapitel "Schärfentiefe und mehr"

Wie entsteht die Blendenzahl

Ein Rückblick auf die Lochkamera aus dem Kapitel zur Kamera zeigt, dass bei einer längeren Lochkamera weniger Licht auf eine bestimmte Aufnahmefläche trifft.
Wenn bei geänderter Länge die Belichtungsöffnung ihre Größe beibehält, fällt zwar die gleiche Lichtmenge in die Kamera, aber bei einer längeren Kamera wird das Bild größer.
Und deshalb verteilt sich diese Licht auf eine größere Bildfläche/Filmfläche. Auf jeden einzelnen Quadratzentimeter des Sensors (Films) kommt dann natürlich weniger Licht.

Auch wenn man anstelle der Lochkamera eine "normale" Kamera mit Objektiv einsetzt, bleibt es bei diesem Verhältnis.
Je länger ein Objektiv ist (dabei geht es hier und im folgenden in der Regel nicht um seine reale Baulänge, sondern um die Länge seiner Brennweite), desto weniger Licht fällt auf den Sensor (bei gleicher "Lochgröße").

Durchmesser und Länge

Da also die Länge der Lochkamera bzw. des Objektivs einen Einfluss auf die Lichtmenge hat, wird nicht nur der Durchmesser der Öffnung, sondern auch die Länge des Objektivs bei der Blendenangabe berücksichtigt.

Gäbe die Blendenzahl stattdessen nur den Durchmesser der Öffnung an, fiele bei "Blende mit Durchmesser 2 cm" bei einem langen Objektiv weniger Licht auf den einzelnen Sensorpunkt als bei einem kurzen Objektiv. Dadurch wären die Blendenwerte verschiedener Objektive nur noch schwer zu vergleichen.

Deshalb beschreibt die Blendenzahl die relative Öffnung, das Verhältnis zwischen dem Durchmesser der wirksamen Blendenöffnung und der Brennweite . Bei Blende 2 ist die Öffnung dann so groß, dass sie (ihr Durchmesser) zweimal auf die Länge passt. Bei Blende 8 ist sie so klein, dass sie 8-mal auf die Länge des jeweiligen Objektivs passt. Und so weiter ...

Blende 2

Blende 8

Und wenn man die Brennweite ändert, ergeben sich natürlich auch Veränderungen.
Blende 2

Wenn bei kürzerer Brennweite die Blendenöffnung gleich bleibt, ergibt sich eine im Verhältnis größere Öffnung und somit eine kleinere Blendenzahl.
Blende 1

Wenn die Blendenöffnung im Verhältnis ebenfalls kleiner wird, bleibt die ursprüngliche Blendenzahl.
Blende 2

Auf diese Art fällt bei gleicher Blendenzahl immer gleich viel Licht auf den Sensor/Film, egal welche Brennweite verwendet wird.
Eine kleinere Blendenzahl beschreibt also eine größere Öffnung und bedeutet somit mehr Licht auf dem Sensor/Film, mit der größeren Zahl erreicht man weniger Licht bei der Belichtung.

Die Blendenreihe

Entwarnung:
Die im folgenden aufgeführten Blendenwerte müssen Sie auf keinen Fall auswendig lernen.
In erster Linie müssen Sie nur wissen, dass kleinere Zahlen mehr Licht (und weniger Schärfentiefe) bedeuten. Und größere Zahlen bedeuten weniger Licht (und mehr Schärfentiefe).
Alles weitere kommt nach und nach in der Praxis.

Die Reihe der Blendenzahlen ist genormt. An Spiegelreflex und Systemkameras werden Sie häufig Blendenwerte von 2.0 bis 22 finden. Das ist auch der Blendenbereich, der früher, in der analogen Fotografie, von den damals üblichen 50mm-Normalobjektiven erreicht wurde.
An den heute häufig bei einer Kamera mitverkauften, preisgünstigen "Kit-Zooms" ist der Bereich eher von 3.5 bis 22.
Allerdings gibt es auch größere und vor allen Dingen auch kleinere Öffnungen, speziell bei anderen Kameratypen mit anderen Sensor- oder Filmgrößen.

Die Blendenreihe (volle Stufen, ohne Drittelwerte)

Wenn Sie die Reihe aufmerksam betrachten, sehen Sie, dass sich die Zahlen im Wechsel verdoppeln bzw. halbieren. 2 wird zu 4 zu 8 zu 16 (zu 32 ...), und 2.8 wird zu 5.6 zu 11 zu 22 (zu 44 ...). Zu wissen, wie diese Reihe aufgebaut ist, kann bei der Belichtungsmessung in speziellen Situationen (z. B. für Lochkameras) hilfreich sein.

Bei jeder Änderung der Blende um einen vollen Wert wird die Lichtmenge halbiert bzw. verdoppelt. Jedes Schließen der Blende um einen vollen Wert (also z. B.: von 2 auf 2.8 oder von 11 auf 16) ergibt eine Halbierung der Lichtmenge. Umgekehrt ergibt ein Öffnen der Blende um einen Wert (z. B.: von 11 auf 8) eine Verdopplung der Belichtung.

Sie können bei einer Blendensteuerung am Objektiv oft auch mehr oder weniger beliebige Zwischenwerte einstellen - auch dann, wenn nur die "vollen Blenden" an Ihrem Objektiv einrasten. Das Einrasten soll nur eine Erleichterung bei der Blendenwahl sein. Auch wenn eine Einstellung nicht einrastet, wird sie wirksam.

Halbe und Drittel-Blenden

Hier sehen Sie die Zwischenwerte der Blendenreihe. Früher wurden diese nicht angezeigt, aber im Zeitalter der Displays kann man an vielen (Digital-)Kameras diese Angaben finden.

Halbe und Drittel-Blendenwerte
Früher konnte man mit dem Blendenring am Objektiv mechanisch jeden beliebigen Zwischenwert ansteuern.
An Kameras, bei denen die Blende elektronisch vorgewählt wird, also über Tasten oder Rädchen am Kameragehäuse, ist die Einstellung dagegen nur in den angezeigten Stufen möglich.
Im Blendenautomatikbetrieb (Zeitvorwahl - "T" oder "TV" oder "S") regeln aber auch diese Kameras die Blende zumeist ebenfalls stufenlos. Die Anzeige ist dann trotzdem gestuft und zeigt nur den nächsten vollen oder halben oder Drittel-Wert an.

Früher wurden die Belichtungszeiten in den Kameras mechanisch nur in vollen Stufen gebildet.
Eine Regelung der Belichtung konnte also über die Blende theoretisch viel exakter als eine Regelung über die Zeiteinstellung sein. In der Praxis spielt das allerdings meist nur eine untergeordnete Rolle, denn selbst bei kritischen Diabelichtungen (an Dias kann nachträglich die Helligkeit nicht mehr beeinflusst werden) reicht eine Einstellgenauigkeit auf 1/3 oder gar ½ Blendenstufe normalerweise aus.

Sehr unglücklich finde ich aber die Art der Angaben. Die vielen auf den Displays moderner Kameras angezeigten Werte verwirren (nicht nur) den Anfänger.
Was bedeutet da eine Angabe wie Blende 13 im Verhältnis zu Blende 8?
Ohne eine Übersichtsskala ist das schwierig zu beurteilen, man müsste tatsächlich alle Zahlenwerte lernen (oder am Display die Werte "durchscrollen").

Hier kann man sehr schön sehen, wie anschaulich und verständlich selbst eine Anzeige in 1/10tel Stufen sein kann, wenn man sich ein paar Gedanken zum "User-Interface" macht und auf zuviele Zahlenwerte verzichtet.


Viel leichter wäre es, statt der Blendenwerte 4, 4.5, 5.0, 5.6 die Angabe 4, 4 (1/3), 4 (2/3), 5.6 zu verwenden. Dann müsste man sich nur die Reihe der klassischen "vollen" Werte merken. Aber das Rad wird sich da wohl nicht mehr zurückdrehen lassen.

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