unwichtiges Titelbild

Du suchst ein Geschenk für einen Fotografen?

(oder für Dich selber?)

Dann verschenke doch Wissen.
Zum Beispiel einen meiner Fotokurse im Ruhrgebiet.
... mehr lesen

Fotografieren lernen: Wie belichtet man richtig?

Welche Automatik wofür?

Kurzfassung

  • Vollautomatik
    Im Prinzip ist sie eine Automatik zur Wahl der passenden Automatik, zur Wahl eines Szenenprogramms.
    In der analogen Fotografie war der Vorläufer der Vollautomatik die Programmautomatik (s.u.).
  • Szenenprogramm, Motivprogramm
    Viele Kameras bieten sogenannte Motivprogramme, bei denen die Regelung von Zeit oder Blende neben der Belichtung auch den von der Automatik vermuteten gestalterischen Anforderungen bestimmter Motive Rechnung tragen soll.
    Szenenprogramme sind fast nur in der digitalen Fotowelt üblich.
  • Programmautomatik
    Ein Kombination von Zeit- und Blendenvorwahl Überwiegend für den unerfahrenen Anfänger, der sich um die gestalterischen Konsequenzen der eingestellten Werte nicht kümmern will
  • Zeitvorwahl (Blendenautomatik) T, TV oder S
    (nach Time-Priority - Zeitvorwahl oder Shutter - Verschluss)
    Die Belichtungszeit wird vom Fotografen vorgewählt, die Kamera erzeugt dazu die "richtige" Blendeneinstellung. Sie eignet sich also am besten für Situationen, in denen die Belichtungszeit zur Gestaltung wichtig ist, z. B. für Sportaufnahmen ohne Bewegungsunschärfen
  • Blendenvorwahl (Zeitautomatik) A oder AV
    (nach Aperturepriority – Blendenvorwahl)
    Die Blende wird vorgewählt, und die Kamera steuert automatisch die passende Zeit. Für Situationen, in denen es auf die Schärfentiefe ankommt, also z. B. für Landschaftsaufnahmen
  • Sonstige Automatiken
    Einige Kameras bieten auch ungewöhnliche Automatiken an, wie z. B. die Empfindlichkeitsautomatik TAv (Time- and Aperturevalue / Zeit- und Blendenvorwahl), in der die Kamera bei gleichbleibenden vorgewählten Zeit- und Blendenwerten zur Steuerung der Belichtung die Empfindlichkeit anpasst.
    Oder Sv (Sensitivity Value, Empfindlichkeitsvorwahl), hier wählt man (etwas einfacher, aber ganz ähnlich wie in P), die Empfindlichkeit vor und die Kamera steuert Blende- und Zeit.
Fehlerquellen
Belichtungsautomatiken übernehmen automatisch fehlerhafte Ergebnisse der Belichtungsmessung.
(Anm. des Autors: Ich kann aufgrund der Vielzahl von Belichtungsautomatiken im Folgenden leider nur einige allgemeine Angaben machen. Im Zweifelsfall sollten Sie die Bedienungsanleitung Ihrer Kamera lesen.)

Ausführlich:

Vollautomatik und Szenenprogramme / Motivautomatiken

Die Vollautomatik wird ganz unterschiedlich bezeichnet. Von dem namenlosen "grünen Recheck" über iA [Eselsautomatik? Nein: "intelligente Automatik"] und überlegene Automatik (auch der intelligenten Automatik überlegen?) bis hin zur eher anrüchigen "Oma-Taste" (Ich kenne ältere Damen, die deutlich besser fotografieren als mancher "Jungspund") gibt es da viele Begriffe.
Im Prinzip ist sie eine Automatik zur Wahl der passenden Automatik, zur Wahl eines Szenenprogramms.

Die Szenenprogrammen sollen dem Massengeschmack angepasste Bilder ergeben, damit möglichst viele Menschen mit den Ergebnissen möglichst oft zufrieden sind. Sie legen dabei den Schwerpunkt auf bestimmte Zeiten- oder Blendenwerte. Diese Einstellungen sollen zu Bildern führen, die vielen Menschen gefallen sollen.

Oft werden mit diesen Motivprogrammen aber auch noch weit mehr Grundeinstellungen der Digitalkamera festgelegt. Die Vorgaben von Autofokus und ISO-Einstellung werden dann ebenso beeinflusst wie die Serienbildeinstellung.
Und auch die kamerainterne Bilderzeugung wird wie gesteuert, z.B. in Bezug auf Schärfung, Weißabgleich und Farbsättigung.

Die Szenenprogramme helfen auf dem ersten Blick dem Einsteiger (verhindern aber oft, dass er lernt) und führen mit Ihren Vorgaben auch bei richtiger Belichtung durchaus zu gestalterischen Problemen.
Ein Beispiel, um diese Probleme zu verdeutlichen:

Im Motivprogramm "Sport" wird die Kamera eine typische Sport-Aufnahmesituation für Fotoeinsteiger vermuten. So etwas wie: Ein Kind überquert die Ziellinie beim 100m-Lauf des Schulsportfestes.

Die Kamera wird versuchen, ein möglichst scharfes und buntes Bild des Kindes zu erzeugen. Es wird eine möglichst kurze Belichtungszeit zum Einfrieren der Bewegung verwendet. Und bei der kamerainternen Erzeugung des JPEGs wird evtl. die Schärfung sowie die Farbsättigung noch etwas aufgedreht. Passt!

Aber die gleiche Tendenz zu kurzen Belichtungszeiten führen bei Motorsportfotos zu langweiligen Bildern. Durch das Einfrieren werde die Bilder statt spektakulär schnellen Rennszenen eher den Titel "Parkende Autos auf dem Nürburgring" verdienen. Auch wenn die eigentlich Belichtung geklappt hat, bleibt das ein langweiliges Ergebnis.
Für Portrait und Landschaftsprogramme (und anderes) gelten analoge Einschränkungen.

Die Vollautomatik ist wie die Szenenprogramme aus Sicht der Belichtung (und um die geht es in diesem Kapitel) eine besondere Form der Programmautomatik.
Die im folgenden aufgeführten Besonderheiten der Programmautomatik gelten also auch für den "Belichtungsteil" der Vollautomatik und der Szenenprogramme.

Die Programmautomatik

Es gibt viele verschiedene Arten der Programmautomatik (die Motivautomatiken fallen unter diese Gruppe).
Doch allen gemeinsam ist, dass die Kamera sowohl über die Belichtungszeit als auch über die Blende entscheidet.
Dadurch sind dem Fotografen zwei seiner wichtigsten Gestaltungsmittel aus der Hand genommen. Manche Vollautomatiken erlauben ein sogenanntes Shiften der Werte, d. h., dass der Fotograf einen Wert (z. B. die von der Kamera vorgegebene Blende) ändert, und die Kamera korrigiert dann den anderen (in diesem Fall die Belichtungszeit
So können wir bei dieser "geshifteten" Vollautomatik im Prinzip mit Zeit- oder mit Blendenautomatik fotografieren, ohne umschalten zu müssen. Allerdings ist das keine echte Vollautomatik mehr.
Die Motivprogramme , die ja zu den Programmautomatiken gehören, steuern vor allem bei den Digitalkameras noch viele über die Belichtung hinausgehende Parameter. So wird der Einsatz des Blitzes, die Wahl des Weißabgleichs, die Scharfzeichnung, die Farbsättigung, ja manchmal sogar die Wahl des Dateiformates (JPEG oder RAW) durch die Auswahl eines bestimmten Motivprogramms beeinflusst

Die Blendenvorwahl (Zeitautomatik)

Sie ist die älteste Automatikform, da sie sich technisch relativ leicht realisieren ließ. Dadurch war auch ihr Einbau in die Kameras preiswerter.

Ihr Einsatzgebiet sind alle diejenigen Fälle, bei denen es auf eine exakte Bestimmung der Blende ankommt.
Also die Bereiche der Fotografie, bei denen es um die Schärfentiefe geht.
Die Landschaftsfotografie fällt ebenso darunter wie die Architektur-, die Sach- und die Porträtfotografie. Auch für das Anfertigen von Reproduktionen lässt sie sich gut einsetzen.

Auf keinen Fall darf man allerdings vergessen, die Länge der automatisch gebildeten Zeit zu kontrollieren, weil es sonst zu Bewegungsunschärfen und Verwacklern kommen kann.

Die Zeitvorwahl (Blendenautomatik)

Kameras mit Blendenautomatik waren im Zeitalter mechanischer Blendensteuerung schwerer zu realisieren und deshalb auch meist etwas teurer.

Nach Vorwahl der Belichtungszeit wählt die Kamera die der Helligkeit entsprechende Blende.
Diese Automatik ist also dann richtig, wenn es um die Darstellung von Bewegung geht, denn diese wird von der Belichtungszeit beeinflusst.
Somit ist sie unter den Automatiken die passende Wahl für Sportfotografie, Schnappschüsse und journalistische Bilder.

Der Spielraum

Bei der Zeitvorwahl kann die Kamera nur im Bereich der einstellbaren Blenden auf unterschiedliche Helligkeiten reagieren (meist über sieben bis acht Stufen); der Fotograf muss also immer wieder kontrollieren, ob sein Motiv noch in diesem Bereich liegt.
Die Blendenvorwahl hingegen hat zum "richtigen" Belichten die ganze Reihe der einstellbaren Belichtungszeiten zur Verfügung (oft 12 bis 15 oder Stufen); also besteht bei Ihr nicht so stark die Gefahr, dass eine Belichtungssituation außerhalb dieses Bereiches liegt.

ISO-Automatik

In der digitalen Welt wird das Problem des geringen Spielraums durch die Möglichkeit, zusätzlich auch die Empfindlichkeit automatisch einstellen zu lassen, durch die ISO-Automatik, deutlich entschärft.
Wenn die Blende nicht mehr weiter zu öffnen ist oder die Zeit bei der längsten Einstellung angelangt ist, steigert man eben die Empfindlichkeit. Banal.
Und man könnte ja auch (um Schärfentiefe und Bewegungsdarstellung zu beeinflussen) Blende und Zeit fest einstellen und der Iso-Automatik die Steuerung überlassen.

Die ISO-Automatik wird aber anscheinend von vielen Kameraherstellern nicht ernst genommen und stellt für sie nur eine unterstützende Hilfsfunktion für die anderen echten" Automatiken dar.
Anders lässt es sich nicht erklären, dass gerade bei dieser Automatik bei vielen Kameras die Möglichkeit der Belichtungskorrektur fehlt. Und manchmal lässt sie sich bei fester Einstellung von Zeit und Blende erst gar nicht aktivieren.

Der Fehler der Automatik

Die Automatik ist vollständig von den Messergebnissen des in die Kamera eingebauten Belichtungsmessers abhängig.
Dieser ist in den meisten Fällen für die Objektmessung ausgelegt. Dementsprechend machen die Automatiken genau dann Fehler, wenn diese Belichtungsmessmethode versagt (siehe weiter unten).

Die "natürliche Automatik"

Die entscheidende Frage ist, ob man überhaupt eine Belichtungsautomatik braucht. Denn in vielen Situationen gibt es eine Art natürlicher Automatik.

Bei konstanter Beleuchtung (zum Beispiel Sonnenschein oder ein grau verhangener Himmel) kann man oft den ganzen Tag über mit einer Belichtungseinstellung fotografieren.
Aus diesem Grund haben die Filmhersteller früher auf die Filmpackungen einige Symbole (sonnig/bewölkt/Innenraum) gedruckt und daneben die für die unterschiedliche Situationen richtige Belichtung angegeben.
Diese Richtwerte waren zumindest für Negative völlig ausreichend.

Man kann solche Richtwerte auch selbst finden, wenn man die Filmempfindlichkeit als Basis der Zeit nimmt (also für 100 ISO 1/125 Sekunde) und sich die entsprechenden Blenden merkt (z. B. bei Sonnenschein 1/125 Sekunde bei Blende 11 1/3 bei 100 ISO).
Höhere Empfindlichkeiten kann man durch Verändern der Zeit auf den neuen Wert ausgleichen (also für 200 ISO 1/250 Sekunde). Und wenn Sie eine andere Blende verwenden wollen, können Sie die sich ergebende Belichtungszeit einfach selbst "ausrechnen": Höhere Blendenzahl bedeutet kleinere Blendenöffnung, also weniger Licht, deshalb muss die Belichtungszeit verlängert werden.
Wenn Sie die Blende um 1 Stufe erhöhen (z. B. von 11 auf 16), müssen Sie die Zeit um einen Wert verlängern (also von 1/250 auf 1/125).

Früher gab es dafür an einigen Kameras eine mechanische Koppelung zwischen Blenden- und Zeiteinstellung.
Wenn man die Zeit änderte, wurde dann automatisch mit der Blende "gegengesteuert". Nur wenn sich die Belichtungssituationen änderten, musste man dieses Verhältnis ebenfalls ändern. Diese Koppelung bezeichnete man übrigens auch schon als Vollautomatik.

Selbst wenn eine solche "Automatik" fehlte, waren zumindest die zur Verfügung stehenden Werte am Zeitenrad und Blendenring im Überblick sichtbar. Das machte das Verrechnen der unterschiedlichen Einstellungsmöglichkeiten relativ einfach.
Heutzutage können die Kameras zwar viel mehr Werte (in erster Linie Zwischenwerte als Drittelstufen) einstellen und anzeigen, aber der Überblick fehlt. Bis es für Sie keine Schwierigkeit mehr darstellt, die Werte "im Kopf" zu verschieben, kann Ihnen der schon vorher erwähnte Belichtungsrechenschieber helfen.
Zum Rechenschieber

Glücklicherweise gibt es aber noch ein viel einfacheres System, die richtigen Wert zu finden.
Wenn Sie Blende oder Zeit anpassen wollen, ohne dass sich die Belichtung verändert, können Sie manuell die Werte an vielen Kameras einfach abzählen. Sie müssen sich dann gar nicht erst mit den vielen Zahlenwerten herumschlagen.

Abzählen

Viele aktuelle Kameras erlauben es heutzutage, alle drei für die Belichtung relevanten Werte in Drittelstufen einzustellen. Und diese Drittelstufen sind quasi austauschbar.
Egal ob man den ISO-Wert um einen Klick, eine Drittelstufe, anhebt, die Zeit um einen Klick, eine Drittelstufe, verlängert oder die Blende um einen Klick, eine Drittelstufe, weiter öffnet, die Auswirkungen in Bezug auf die Bildhelligkeit sind dann gleich.

Mit dieser Feststellung wird es möglich, durch simples Zählen der Klicks die Belichtung anzupassen.
Wenn (vielleicht wegen der größeren Schärfentiefe) die Blende um 10 Drittelstufen geschlossen wird, dann kann man im Ausgleich die Belichtungszeit um 10 Klicks verlängern oder die ISO-Werte um 10 Klicks anheben.
Oder auch um fünf und fünf oder drei und sieben oder ... anpassen.

Man muss also die ganzen krummen Blendenwerte und Zeitstufen gar nicht auswendig kennen, es reicht, die Klicks zu zählen.
(Probieren Sie es einfach mal aus!)

Mit einer digitalen Kamera kann man das Verrechnen der Belichtungswerte recht einfach üben und überprüfen. (Histogramm und Clippinganzeige sollten dafür aktiviert sein.) Und für diejenigen ohne Digitalkamera gibt es ja den " Belicht-O-Maten".

Automatikprobleme

Das Handicap der Automatik liegt in der Belichtungsmessung. Die Belichtungsautomatik ist ja zwingend auf die Ergebnisse des Belichtungsmessers angewiesen.
Meist ist der Belichtungsmesser in der Kamera für die Objektmessung ausgelegt und lässt sich, wie das bei dieser Messmethode typisch ist, durch großflächig dunkle oder helle Motive stören.
Dadurch erhält die Belichtungsautomatik fehlerhafte Messergebnisse, was zu Unter- oder Überbelichtungen führen kann.

Die dunkle Holzwand in diesem Beispiel nimmt viel Raum im Bild ein und verleitet die Automatik zu einer reichlicheren Belichtung.
Dadurch wird zwar die Holzwand heller, der Hintergrund aber, speziell die weißen Wolken, zu hell. Die Wolken verlieren so jede Struktur und sind nicht mehr zu retten, da sie bei einem Abdunkeln des Bildes zu einer grauen Fläche würden. Das ganze Bild wirkt auch recht flau.

Dieses Bild ist etwa eineindrittel Blenden knapper belichtet. Die Bildbereiche (im Holz), die durch diese Belichtung zu dunkel wurden, wurden später digital aufgehellt (als JPEG möglich mittels Gradationskurven oder "Tiefen-Lichter" oder mit dem "Jpeg-Illuminator" oder, am besten, als RAW mit dem "Aufhellen" oder "Schatten"-Regler im RAW-Konverter). Da sie im Gegensatz zu den Wolken der ersten Belichtung noch Details hatten, war das kein Problem

Der Fotolehrgang LIVE!

Ein Live-Fotokurs (Fotogrundlagen).
- mit Tom! Striewisch, dem Autor des Fotolehrgangs im Internet.

Ideal zum verschenken, schenken lassen oder auch sich selber schenken.

Mehr Informationen und Anmeldung zu den Fotokursen mit Tom! Striewisch hinter diesem Link.