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Fragen zur Fotografie ...

Frage / Antwort


"Die Bilder sehen anders aus, eine Frage zum Ausdruck von Fotos."



Josef Blömer:

wir haben uns mal auf einer Führung auf Zollverein kennengelernt.
Ich habe da eine Frage zum Ausdruck von Fotos.

Ich habe mir dieses Bild ausdrucken lassen und leider hat der Ausdruck einen kleineren Helligkeitsbereich (Dynamik) als die Kamera – Bildschirm.
Per Software kann ich den Bereich schön verändern, aber wie kann ich herausfinden, was die Druckerei so an Helligkeitsbereich anbieten kann?
Bei meinem ausgedruckten Foto ist im linken Bereich links nur noch schwarz zuerkennen obwohl da eigentlich noch Wolken zu sehen sind.
Ich denke der Ausdruck hat einfach nicht die Dynamik, darum möchte ich gerne Komprimieren, aber wie stark?
Wenn ich ein Testbild von der Druckerei hätte, dann gäbe es ja einen Anhaltspunkt.

( 02.02.22 14:22)


Antwort:

Hallo Josef,
das Thema ist kompliziert und sprengt den Rahmen einer üblichen Email bei weitem. Und wirklich konkret helfen kann ich Dir dabei leider auch nicht so richtig.
Kurz zusammengefasst: Du kämpfst mit mehreren Unbekannten.

Zum einen ist es nicht klar, ob Dein Monitor die Farben/Helligkeiten überhaupt richtig darstellt. Und zum anderen ist es unsicher, ob Deine Software überhaupt Informationen darüber hat, wie das Ausgabe Medium (Drucker/Dienstleister) diese Farben darstellen kann, welchen Farben und Helligkeiten auf der Seite überhaupt zur Verfügung stehen.

Einige Dienstleister bieten die Option, eine Datei auf den eigene Rechner zu laden und einen Druck bzw. eine Ausbelichtung dieser Datei per Briefpost zu erhalten.
Dann kann man die Datei am heimischen Rechner laden und das Bild auf dem Monitor mit dem zugesandten "Original" vergleichen. Das ist zwar keine 100%ige Lösung, gibt aber zumindest erste Einblicke in mögliche Probleme.

Besser ist es aber sicher, den "richtigen" Weg zu gehen.

1) Deinen Monitor kannst Du "eichen".

Dazu gibt es zwei Verfahren: das Kalibrieren und das Profilieren. In beiden Fällen muss zuerst das individuelle Verhalten des Monitors bei der Bildwiedergabe gemessen werden.

Diese Analyse der (Farb-) Wiedergabe des Monitors wird mit einem speziellen Gerät (s.u.) durchgeführt. Eine darin verbaute "Kamera" sieht Farbflächen, die von einer speziellen Software zum Monitor geschickt werden.
Sollte es dann Abweichungen zwischen geschickter Farbe und gemessener Farbe geben, kann man die Abweichung des Monitors anlysieren.

Hier wird eine rote Fläche von einem SpyderX Elite(*) von datacolor gemessen.
Es gibt auch andere Anbieter mit guten Geräten zur Profilierung, hier ein Link zu den Angeboten bei Amazon(*).

Beim Kalibrieren wird in die Hardware eines dafür tauglichen Monitors eingegriffen. Vereinfacht: Wenn der Monitor zu wenig Grün zeigt wird das in den Eistellungen des Monitors an der Hardware "repariert". Solche Monitore sind selten und teurer. Du würdest mich vermutlich auch gar nicht zu dem Thema fragen, falls Du einen solchen Monitor besitzen würdest.

Das andere Verfahren ist das Profilieren.
Hier werden die zum Monitor gesendeten Daten verfälscht. Man hofft das sich der Fehler in den Daten und der Fehler des Monitors ausgleichen. Wenn der Monitor zu viel Rot wiedergibt, wird in den zum Monitor geschickten Daten der Rotanteil reduziert. Aus fehlerhaften Datei (zu wenig Rot) und falscher Monitor Wiedergabe (zu viel Rot) wird (mit etwas Glück) die richtige Wiedergabe.

Verwechslungsggefahr

Vorsicht, das Profilieren wird leider in vielen YouTube-Videos und Foto-Foren fälschlicherweise auch als Kalibrieren bezeichnet, was aber eben falsch ist [Es schreibt halt der Eine gern vom Andern ab. Und wenn dann schon zwei das schrieben und auch noch Fachausdrücke verwendet werden, muss es ja richtig sein.. ;-) ]. Es sind zwei ganz unterschiedliche Verfahren mit unterschiedlichen Möglichkeiten. Kurz: Kalibrieren ist besser, Profilieren reicht aber oft bereits aus.

2) Dein System muss auch die Fehler kennen

Dein Systen muss die Fehler (etwas freundlicher: Eigenarten) des Ausgabemediums (Drucker/Dienstleister) kennen, um sie Dir auf Wunsch auch zeigen zu können – zumindest annähernd, siehe Punkt 3 .
Dazu ist natürlich ein kalibrierter/profilierter Monitor nötig.
Wie den Monitor kann man auch die "Eigenarten" das Ausgabemediums ausmessen und erhält als Ergebnis ein Profil. Dieses "Druckerprofil" kann Dein Druckerhersteller oder Dein Dienstleister Dir zukommen lassen. Solche Profile, auch für unterschiedliche Papiertypen kann man bei guten Online-Anbietern auf der Internetseite laden. Und für den eigenen Drucker mit entsprechenden Geräten für jede Tintensorte/Papiersorte selber anfertigen.

Bei der Wiedergabe des Bildes kann gute Software (Lightroom, Photoshop bei mir) das Profil laden und versuchen(!) auf dem Monitor das Ergebnis des Monitors zu ´simulieren. Das nennt man dann einen "Softproof". Ein solcher Softproof kann an einem kalibrierten/profilierten Monitor (siehe Punkt 1.) ganz gut einen Eindruck vermitteln, wie das gedruckte Ergebnis aussieht.

3) Grundsätzlich ist das immer nur eine Annäherung,

Das Papier kann nicht so leuchten wie der Monitor, manche Farben/Helligkeiten lassen sich nicht drucken und andere nicht an ("üblichen") Monitoren zeigen.

Zu dem Thema gehört auch der Bereich "Farbraum" (sRGB/AdobeRGB etc.)
Dazu habe ich auch in meinem Blog einen "kleinen" Text online: AdobeRGB, sRGB — Farbraum? Und jetzt?

Ich hoffe, das Dir das hilft,
Tom!

Übrigens, die Themen Farben, Kontraste, Farbraum, Profilieren und Kalibrieren spielen natürlich auch eine Rolle in meinem Grundlagenkurs zum Thema Bildbearbeitung.

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