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Wie kann man Fotos gestalten?

Die Bildelemente

Kurzfassung

Bildbeeinflussende und damit gestalterische wirksame grafische Elemente sind u. a.:

  • Bildformat
  • Helligkeit
  • Linien
  • Farben
  • Flächen/Negativflächen
  • Kontraste

Ausführlich:

Bilder mit Format

Das Bildformat hat einen großen Einfluss auf ein Bild. Es kann den Inhalt unterstützen und betonen, aber es kann genauso gut die gesamte Gestaltung zum Scheitern bringen.

Quadratisch, praktisch, gut?

Ein quadratisches Bildformat bringt Ruhe in ein Bild, da es keine der Seiten betont, sondern den Aufnahmegegenstand im Bildrahmen neutral erscheinen lässt. Es bietet sich also für Bilder an, die diese Ruhe vertragen oder benötigen. Allerdings ist es gerade durch diese Ruhe auch am langweiligsten.

Rechteck

Das Rechteck besitzt im Gegensatz zum Quadrat immer bereits eine Ausrichtung, quer oder hoch. Der Fotograf muss sich also bereits bei der Belichtung entscheiden, welche Ausrichtung (und damit: welche Wirkung, siehe folgende Absätze) er erzielen möchte.
Nachträglich ist der Weg vom Hoch- zum Querformat und umgekehrt nur durch sehr starke Bildbeschnitte möglich. Die sind dann so drastisch, dass man sie aus Gründen der Bildqualität tunlichst vermeiden sollte.

Querformat

Das Querformat ist wohl das am häufigsten genutzte Bildformat.
Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass die meisten Kameras so gebaut sind, dass sie bei "natürlicher" Haltung ein Bild im Querformat ergeben. Schließlich ist das Querformat das Bildformat, welches unserem normalen Seheindruck am nächsten kommt.

Allein diese Nähe ist schon ein wichtiger Teil der Bildgestaltung. Der Betrachter fühlt sich heimisch, er wird nicht irritiert, und das Ausschnitthafte eines Fotos wird ihm nicht so deutlich.

Das Querformat betont die Weite.

Das Querformat lädt den Betrachter ein, im Bild herumzuwandern.
Diese eher horizontale Bewegungsrichtung ist ihm (in unserem Teil der Welt) von einer der grundlegensten Kulturtechniken, dem Lesen, geläufig.

Das Querformat unterstützt auf diese Art erzählerische oder aufzählende Inhalte. Durch die im Verhältnis zur Höhe recht breite Basis wirkt es sehr stabil und kann damit auch "bewegenden" (auch im übertragenen Sinne) Inhalten einige Ruhe bringen, die den Betrachter zum Beobachten und Lesen im Bild einlädt. Insgesamt betont es horizontale Linien und ist deshalb u. a. für klassische Landschaftsfotos gut geeignet.

Hochformat

Das Hochformat ist nicht nur optisch das Gegenteil zum Querformat, auch gestalterisch erfüllt es andere Aufgaben.

Das Hochformat führt den Blick nach oben (oder unten).
Es unterstützt die vertikalen Linien und ist deshalb gut geeignet, Größe, Stärke und Macht durch seine Höhe zu dokumentieren. Es widerspricht der natürlichen Wahrnehmung und betont so das Ausschnitthafte, Reduzierte eines Bildes.
Auf der anderen Seite ist es instabiler, "wackliger" als das Querformat oder das Quadrat. Es kann dadurch den Betrachter in seiner Wahrnehmung verunsichern.

Wenn Bilder am Monitor, Fernseher oder per Beamer wiedergegeben werden, hat das Hochformat allerdings einen entscheidenden Nachteil. Große Bereiche des Bildschirms an den Seiten bleiben leer. Die Bildgröße, Detailauflösung und die gefühlte Bedeutung ist so deutlich geringer als bei einem Querformat.
Man kann natürlich hinein zoomen, zerstört damit aber die Wirkung des Hochformats.

Das war in der analogen Welt anders, bei einer Diaprojektion wurde in der Regel ein Quadrat ausgeleuchtet. Und die Flächen von Hoch- bzw. Querformat waren so etwa gleich groß.

Aus diesem Grund bemühe ich mich bei Hochformaten (die ich sehr gerne fotografiere) immer zusätzlich ein Querformat aufzunehmen. Das kann in einer Diashow am Monitor als "Ersatz" für das dann zu klein wirkende Hochformatbild einsetzen.
Das Hochformat setze ich dann für "das Bild an der Wand" ein. Ich empfinde gearde auch bei Kalender das Hochformat oft als passender. Der Eindruck hängt aber vielleicht auch von meiner Vorliebe dafür ab. ;-)

Sonstiges

Andere Formate wie Kreise, Ellipsen und Mehrecke sind ungewöhnlich und wirken auch so auf den Betrachter.
Wenn ihr Einsatz durch den Inhalt des Bildes berechtigt ist, kann man sie natürlich auch verwenden. Aber man muss berücksichtigen, dass diese außergewöhnlichen Formen sehr schnell ein Eigenleben entwickeln und den eigentlichen Bildinhalt und seine Gestaltung überdecken.

Bildaufteilung

Die Verteilung der Gegenstände im Bild, aber auch der Bildelemente Linien und Flächen oder der Farben, kann die Fläche eines Bildes in Bereiche einteilen. Diese Einteilung trägt viel zur Wirkung des Bildes bei.

Symmetrische Teilung, mittenzentriert, statisch und meist langweilig


Asymmetrische Teilung, spannender

Bilder können symmetrisch, aber auch asymmetrisch unterteilt werden. Symmetrische Teilung ist oft langweilig, bietet aber ein Gefühl von Sicherheit. Und bei symmetrischen Motiven ist sie die erste Wahl.
Asymmetrische Teilung bringt Dynamik und Spannung, das Bild wird interessant. Auch symmetrische Motive kann man natürlich asymmetrisch fotografieren, aber dann sollte man deutlich aus der Symmetrieachse heraus. (Auch hier gilt dann, dass "kräftige" entschlossene Gestaltung fast immer besser funktioniert als unsichere, zaghafte gestalterische Stellungnahme.)

Eine klassische Möglichkeit der Bildteilung ist der sog. "goldene Schnitt". Dabei werden die Seitenlängen und Abstände so unterteilt, dass sich das kürzere Stück zum längeren verhält wie das längere zur gesamten Länge.
Das kann man natürlich berechnen und nachmessen, aber das ist meist unnötig. Es geht dabei eher um die Tendenz in der Aufteilung als um Pixelpräzise Abstände.

Man kann die Drittelregel ruhig ein bisschen extremer anwenden.

Angelehnt an den goldenen Schnitt ist die Drittelregel.
Das Bild wird dabei mit zwei senkrechten und zwei waagerechten Linien in neun gleich große Felder unterteilt. Die vier Kreuzungspunkte abseits der Mitte sind gute Stellen, um wichtige Bildelemente zu positionieren. Und entlang der Linien kann man zum Beispiel den Horizont (waagerecht) oder auch die Körperachse einer abgebildeten Person (senkrecht) ausrichten.

Linien

Linien teilen ein Bild in einzelne Bereiche und führen den Blick des Betrachters durch das Bild.
Diese Linien müssen aber nicht real im Bild enthalten sein, sondern können auch vom Betrachter "erfunden" werden.
Es ist eine wichtige Fähigkeit unsere Wahrnehmung, Linien, Formen und Flächen auch dann zu erkennen, wenn sie nicht vollständig sichtbar sind.
Wenn ein großes Raubtier im Wald teilweise durch Bäume verdeckt wird, so war es im Zuge der Entwicklung des "Homo sapiens" offenbar sehr sinnvoll, die Konturen des Tieres durch Ergänzen/Erfinden trotzdem wahrzunehmen und die Flucht einzuleiten.

Ein paar Punkte - eine Linie
 

Erfinden kann der Betrachter die Linie, indem er zum Beispiel "im Geiste" eine Reihe von Punkten miteinander verbindet.
Oder der Blickrichtung von Augen folgt.
Oder der Zeigerichtung eines Pfeils.
Alles, was irgendwie "zeigt" oder eine Reihe bildet, kann dem Betrachter dazu dienen, eine Linie zu (er)finden.
Linien können, egal ob erfunden oder im Bildinhalt real vorhanden, den Eindruck des Betrachters stark beeinflussen.

Die Weite — der Blick kann nach links und rechts wandern
 
Waagerechte Linien, wie zum Beispiel der Horizont, geben dem Betrachter ein Gefühl der Ruhe und Ausgewogenheit und vermitteln den Eindruck von Weite und Raum.

Die Enge — ein Blick wie aus dem Gefängnis
 
Senkrechte Linien hingegen beschränken das Bild. Außerdem wirken sie, vor allem bei Bildern im Hochformat, weniger stabil, oder, um es positiv auszudrücken, sie vermitteln mehr Dynamik als die waagerechten Linien.

Bewegung — die Kugel rollt bergab.
 
Die wahren Meister der Dynamik sind jedoch die Diagonalen. Sie zeigen nach oben oder unten, sie unterstützen auch im stillstehenden Bild den Eindruck von Bewegung.


Alle Linien können den Blick leiten. Ausgehend von der Erfahrung, dass die meisten Menschen in unserem Kulturkreis ein Bild von links oben nach rechts unten "lesen", bekommen die Linien unterschiedliche Bedeutungen.
Waagerechte Linien beschleunigen den Blick durchs Bild, senkrechte Linien stoppen die Wanderung der Augen.
Und diagonale Linien können den Blick regelrecht aus dem Bild herauskatapultieren, je nachdem, in welche Richtung sie zeigen.

Flächen

Genau wie Linien können auch Bildflächen real oder nur erfunden sein.

Aus Punkten entstehen Linien und aus Linien Flächen
Sie können aus Linien gebildet werden oder auch aus Anordnungen realer Flächen. Flächen können dem Betrachter Ruhepunkte vermitteln.

Während die Linien den Blick steuern und führen, haben Flächen die Fähigkeit, den Blick zu stoppen und in sich zu fangen und festzuhalten. Und nicht immer ist klar, welcher Teil die Fläche und was dieses "das Andere" ist. Dieses "Andere" nennt man Negativfläche.
Je nachdem, welche Form die Flächen haben, wirken sie sehr unterschiedlich auf den Betrachter.
Zu den verschiedenen Rechteckformaten habe ich ja schon zu Beginn dieses Abschnitts etwas gesagt.
Kreise vermitteln Ruhe, Dreiecke, die auf der Basis liegen, Stabilität.

Ein auf der Spitze stehendes und dadurch instabil wirkendes Dreieck. Und mit etwas Phantasie sieht man auch ein Gesicht.
Dreht man ein Dreieck aber auf die Spitze, so geht die Stabilität völlig verloren, die Form vermittelt dann Unruhe, ja sogar Bedrohung. Aber dazu gleich mehr.

Negativflächen

Es gibt in Bildern nicht nur gewollte oder gemeinte Flächen, sondern auch die sogenannten Negativflächen.
Diese werden gebildet durch die Begrenzungen anderer Flächen.
Ein bekanntes Beispiel ist das Bild mit den zwei Gesichtern bzw. dem Pokal. Je nachdem, worauf man das Hauptaugenmerk legt, sieht man zwei Gesichter im Profil oder einen Pokal. Hier wechseln das Objekt und der Hintergrund IHre Rolle als gemeinte Fläche und Negativfläche.

Gesichter im Profil?
Oder doch eher ein Pokal?
Abhängig davon, was man als Objekt ansieht, ist die andere Form dann die Negativfläche.
In Fotos tauchen Negativflächen häufig beim Himmel auf, der durch die Begrenzungen der Landschaft und der Gebäude eine Form erhält.

Welcher Bereich ist hier die Negativfläche? Es handelt sich um "Figur und Grund" — hier ist die Figur mit den typischen Eigenschaften der Negativfläche ausgestattet.

Das gestalterische Konzept von Figur und Grund ist eine besondere Form der Fläche/Negativfläche Konstellation mit einer das Hauptobjekt meist vollständig umgebenden Negativfläche. Diese Negativfläche muss nicht einförmig sein, sondern darf durchaus Zeichnung haben. Aber Figur und Grund sollten sich deutlich trennen.

Helligkeit

Die Gesamthelligkeit des Bildes hat einen starken Einfluss auf seine Wirkung. Bilder, die überwiegend hell in hell gehalten sind (sogenannte High-Key-Bilder) wirken optimistischer, freundlicher und jünger als solche mit einem Bildton dunkel in dunkel (Low-Key).
Je nach Thema ist zu entscheiden, was man als Grundtendenz für das Bild bzw. die Bilder wählt. Ein Bericht über die Arbeit eines Schmiedes ist sicherlich besser in dunklen Tönen zu halten, dagegen kann ein Foto eines Babys in High-Key-Technik in seiner „jugendlichen Frische“ überzeugen.

Farbe

Gerade zum Thema Farbe gibt es viele unterschiedliche Theorien. Farben sind Symbolträger für politische Ansichten oder Zigarettenmarken, sie ordnen und regeln unsere Umwelt, sie geben uns wichtige Signale.
Ich werde dazu hier nur mit einigen Allgemeinplätzen aufwarten, denn es gibt sehr viele verschiedene Theorien über die Wirkung und Bedeutung der Farben, diese aufzuzählen oder gar zu erläutern würde den Umfang dieses Lehrgangs sprengen.
Die Bedeutung der Farben kann sich wandeln. Nicht nur von Kulturkreis zu Kulturkreis wechseln die Bedeutungen, auch innerhalb desselben Kulturkreises können unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ganz unterschiedliche Verbindungen zu einer Farbe haben.
Doch fangen wir an:

  • Schwarz: Trauer, Einengung, aber auch Selbstbewusstsein und Funktionalität werden mit dieser Farbe (die ja eigentlich keine ist) verbunden.
  • Blau: Blau wirkt auf uns beruhigend. Blau und Blaugrün, als Farben von Wasser und Eis (kalte Farben), wirken kühl und ruhig. Sie vermitteln Harmonie und Zufriedenheit, aber auch Passivität.
  • Gelb: Es ist zwar ein warme Farbe, sie steht für die Sonne wie für den Mond, aber sie steht auch für Missgunst und Verrat. Doch auch Heiterkeit und Freundlichkeit werden durch Gelb vermittelt.
  • Orange: Orange ist eine warme Farbe. Sie vermittelt Geborgenheit und Gemütlichkeit, Freude, Lebhaftigkeit und Lebensbejahung.
  • Grün: Grün ist die zentrale Farbe der Natur. Deshalb wirkt sie auf Menschen sofort wohltuend, entspannend und ausgleichend. Sie steht somit für Frische und Entspannung. Sie ist die Farbe der Hoffnung.
  • Rot: Rot ist das Farbsymbol für Leben und Dynamik. Diese Farbe steht für Blut, Energie und Dynamik. Sie ist das Symbol für Leidenschaft, aber auch für Aggressivität.
  • Weiß: Weiß steht für Unschuld und Reinheit und Vollkommenheit.
Farben transportieren also Informationen, aber eben auch Gefühle und Empfindungen. Gerade in der Gestaltung kann das zur Unterstützung der Bildwirkung eingesetzt werden.
Dabei geht es nicht nur um die emotionale Wirkung eines Bildes, sondern z.B. auch um die Darstellung von räumlicher Tiefe. So kann man Farbkontraste zur Darstellung von Entfernung verwenden. Kalt (Blau) wirkt entfernter, warm (Gelb-Orange) dagegen erscheint näher.
Das nutzten schon die Landschaftsmaler früherer Jahrhunderte und das können wir natürlich genauso verwenden.

Diese Wissen um die Wirkung von Farben hat durchaus auch Auswirkungen auf technische Besonderheiten der Digitalfotografie, speziell, wenn es um den "richtigen" Weißabgleich geht.
Natürlich gibt es spezielle Aufgabenstellungen, bei denen es um eine möglichst 100%ig richtige Wiedergabe der Farbe des abgebildeten Objektes geht.
Aber sehr häufig (viel häufiger?) wird es in Fotografie um die Stimmung der Bilder gehen. Da kann der Weißabgleich der "richtigere" sein, der die gewünschte Farbstimmung unterstützt. Auch und gerade, wenn das Motiv etwas kälter oder wärmer wird, als mit Messgerät ermittelt würde.
Wenn man die Bedeutung der Farben für die Stimmung eines Bildes versteht, macht es eventuell gar keinen Sinn, sich allzuviele Gedanken um den technisch richtigen Weißabgleich zu machen.
(In meinem Blog habe ich dazu einen kleinen Beitrag inkl. Video. „Richtiger“ Weißabgleich – ein Ammenmärchen)

Kontraste

Kontraste und ihr Gegenteil, die Harmonien (im Bild meist durch Ähnlichkeiten erzeugt), sind wichtige und wirksame Gestaltungsmittel.
Sie können zwischen allen Bildelementen auftreten, also sowohl als Hell-Dunkel-Kontrast als auch als Farb- oder Formenkontrast oder -harmonie. Größen- und Richtungskontraste kann man ebenso finden wie Mengenkontraste.

Kontraste und Harmonien sind aber nicht nur an die grafischen Elemente gebunden, sie können auch zwischen Teilen des Bildinhalts auftreten. Während die Kontraste eine besondere Dynamik ins Bild bringen, bringen Harmonien Ruhe mit sich. Ähnlichkeiten erlauben es dem Betrachter, imaginäre Linien und Flächen im Bild zu finden.

Der Fotolehrgang Gestaltung - LIVE!

Zum Thema "Gestaltung" biete ich einen Live-Fotokurs an.

Darin werden natürlich auch die hier auf diesen Seiten erwähnten Überlegungen zur Gestaltung eine Rolle spielen. Aber für die meisten Teilnehmer sind wohl die Bildbesprechungen im Rahmen des Kurses (und danach!) am wichtigsten.
Mehr Informationen und Anmeldung zu den Fotokursen mit Tom! Striewisch hinter diesem Link.

Der Kurs ist übrigens auch ideal zum verschenken, schenken lassen oder auch sich selber schenken.